Lukas Schinko, Chef des steirischen Hörakustikers Neuroth, hat die Zahl natürlich schnell parat. Besonders viel Freude bereitet sie ihm trotzdem nicht. Um die „70 Jahre alt“ sei die Kundschaft beim Kauf des ersten Hörgeräts. Vielerorts gilt das Produkt noch immer als „stigmatisiert“, erzählt Schinko. Trotz aller Modernisierung und Miniaturisierung, die der Branche heute inhärent ist. Die historische Last, die „Banane hinterm Ohr“, wiegt schwer.
„Noch“, geht es nach Neuroth. Das Familienunternehmen startet jetzt einen weiteren Anlauf, eine etwas jüngere Zielgruppe zu erreichen. Dafür wurde die Marke „Viennatone“, seit geraumer Zeit im Neuroth-Besitz, völlig neu aufgesetzt. Als „erste eigene Exklusivmarke“, wie das Familienunternehmen am Mittwoch betont. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung erläutert Lukas Schinko die Überlegung hinter dem Schritt.
„Mitwachsende Hörlösung“
Man wolle damit eine „aktive, digital affine“ Zielgruppe ansprechen, die fünf bis zehn Jahre jünger ist als gewöhnliche Erstbesitzer. Dafür biete man eine „mitwachsende Hörlösung“, die Software-Updates erfahren soll. Diese würden dann wiederum für besseres Sprachverstehen und optimiertes Hören, selbst bei schlechter Raumakustik, bis hin zu einer automatischen Echounterdrückung sorgen.
Zugleich gewinnen bei Neuroth auch andere Produktkategorien an Gewicht, Diversifikation steht hoch im Kurs. Bereits „zehn Prozent des Gruppenumsatzes“, sagt Schinko, entfallen auf Produkte abseits von Hörgeräten. „Extrem stark wachsend“ sei das Geschäft mit Gehörschutz. Sowohl im privaten, als auch im professionellen Bereich. Die Kundschaft reiche dabei vom Hobbyheimwerker bis hin zur Triathletin.
Österreich bleibt Kernmarkt
In Summe sieht sich Neuroth wirtschaftlich gut aufgestellt. 167 Millionen Euro wurden im Geschäftsjahr 2022/23 umgesetzt, um 16 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wachstum realisiert der Hörgerätehersteller primär über Expansion. Von den in Summe 280 Standorten betreibt Neuroth mittlerweile 45 in Slowenien, Kroatien, Serbien und – seit Kurzem – auch in Bosnien-Herzegowina. Binnen drei Jahren wurde die Anzahl der Hörcenter in diesem Raum verdoppelt.
Kernmarkt bleibt Österreich, wo Österreich 140 Standorte betreibt und zwei Drittel der Unternehmensumsätze generiert. Für das größte, prozentuelle Wachstum sorgen, neben der Schweiz, dennoch die Balkan-Länder. Dort will Neuroth die Expansion auch weiter anfachen, wie Lukas Schinko erklärt. Und zwar in Form „weiterer Akquisitionen“.