Auf ein von starker Volatilität geprägtes Jahr 2023 blicken Österreichs Brauereien zurück: Einem starken ersten Quartal folgte ein „katastrophales zweites Jahresviertel“, das wiederum von einem starken Sommer abgelöst wurde – das vierte Quartal sei dann aber wieder eingetrübt verlaufen, so der Obmann des österreichischen Brauereiverbands, Karl Schwarz (Brauerei Zwettl, Bierwerkstatt Weitra). Unterm Strich sei das Vorjahr mit einem Gesamtausstoß von 9,98 Millionen Hektoliter dennoch „respektabel“ verlaufen. Schließlich seien die Vergleichswerte aus dem „Ausnahmejahr 2022“ besonders hoch gelegen. 2022 sei nach Ende den Pandemie-Einschränkungen ein „Jahr des Nachholens“, also auch ein Jahr der Einmaleffekte, gewesen, so Schwarz. Daher sei der Vorjahresausstoß mit einem Minus von drei Prozent dennoch bemerkenswert – insbesondere vor dem Hintergrund der hohen Inflationsraten, die sich auf das Konsumverhalten der Haushalte ausgewirkt haben.

Kostenbelastungen weiter hoch

Für die Brauereien selbst seien die Kostenbelastungen sehr hoch, „einige dieser Kosten steigen auch heuer weiter“, sagt Schwarz. Auswirken würden sich auch die hohen Lohnabschlüsse, die sich 2022 und 2023 auf rund 15 Prozent summieren würden. Die wesentlichen Rohstoffe würden tendenziell im zweistelligen Prozentbereich zulegen. „Dieser Kostendruck macht sich auch im Bierpreis bemerkbar“, sagt Schwarz. Die jüngsten Ankündigungen von Brauereien in den letzten Wochen, wonach die Preise abermals zwischen 3,5 und sechs Prozent angehoben werden, müsse man auch in Relation zur Kostenentwicklung stellen. Einmal mehr appellieren die Brauer in Richtung Bundesregierung, dass die Biersteuer – derzeit rund 24 Euro je Hektoliter – gesenkt werden sollte. Österreich liege hier im Vergleich zu bieraffinen Nachbarländern wie Deutschland und Tschechien bei einem doppelt so hohen Steuersatz, Schwarz fordert daher im Namen der Branche eine Halbierung der Biersteuer in Österreich. Es gelte, diese „Schieflage zu beheben“.

„Wirtshaussterben grassiert“

Sorgen bereite der Branche auch der anhaltende Strukturwandel in der Gastronomie. „Das Wirtshaussterben grassiert insbesondere im ländlichen Raum“, sagt Schwarz. Mittlerweile zähle man in diesem Segment um 2000 Betriebe weniger als noch vor zehn Jahren. Schwarz: „Allein im Vorjahr hat an jedem zweiten Tag ein Lokal mit Bierkompetenz zugesperrt.“ Also etwa ein klassisches Wirtshaus mit Fassbier oder ein Bier-Pub.

Österreichs Brauereien sehen aber auch Wachstumschancen, beispielsweise im Bereich der gehobenen Gastronomie und Hotellerie, hier sei man daran, neue Partner zu gewinnen. Der Brauereiverband koordiniere auch die Ausbildung der Biersommeliers, hier konnte man bereits 3400 Absolventinnen und Absolventen verzeichnen.

Verbandsgeschäftsführer Florian Berger verweist zudem auf große Potenziale im Bereich des alkoholfreien Biers. Hier werde anhaltend Wachstum registriert, doch mit einem Anteil von 3,3 Prozent gemessen am Gesamtausstoß liege Österreich noch unter Ländern wie Tschechien (6,3 Prozent) oder Deutschland (7,6 Prozent). „Hier ergibt sich für Österreich eine schöne Wachstumsfantasie, zumal die Brauereiverfahren bei alkoholfreiem Bier immer besser werden“, wie Berger betont.

Erhöhung des Mehrwegpfands gefordert

Einen Appell richten Schwarz und Berger auch in Richtung Politik. Seit 40 Jahren, so Schwarz, liege das Mehrwegpfand bei Bierflaschen mit neun Cent auf unverändertem Niveau. „Wir merken aber vor allem im urbanen Raum, dass Mehrwegflaschen immer weniger zurückgebracht werden.“ Daher sei eine „angemessene Pfandhöhe“ wichtig, Gespräche, etwa mit dem Lebensmittelhandel, würden bereits laufen.

Der Obmann des Verbandes der Brauereien, Karl Schwarz und der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger
Der Obmann des Verbandes der Brauereien, Karl Schwarz und der Geschäftsführer des Brauereiverbands, Florian Berger © APA / Helmut Fohringer