Trotz Auftrags- und Produktionsflaute hat die deutsche Industrie ihre Belegschaft im vergangenen Jahr aufgestockt. Die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes zählten im Jahresdurchschnitt knapp 5,6 Millionen Beschäftigte. Das waren 61.000 oder 1,1 Prozent mehr als 2022, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.
Zuletzt zeigte der Trend allerdings nach unten: Im Dezember sank die Zahl der Beschäftigten um 21.000 oder 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat. In der Statistik berücksichtigt werden nur Betriebe mit mindestens 50 Mitarbeitern.
Zur positiven Entwicklung im Gesamtjahr trugen alle großen Branchen mit Ausnahme der Gummi- und Kunststoffindustrie (-0,8 Prozent) sowie der Chemischen Industrie (-1,1 Prozent) bei. Besonders viele Jobs bauten die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen auf: Hier gab es ein Plus von 5,4 Prozent. Binnen eines Jahrzehnts erhöhte sich die Mitarbeiterzahl in dieser Branche um ein Viertel.
Heuer kein spürbarer Beschäftigungsaufbau zu erwarten
Hohe Zinsen, teure Energie, geopolitische Risiken und eine maue Weltkonjunktur setzen der exportabhängigen Industrie seit Monaten zu. Dadurch fiel etwa die Produktion in der chemischen Industrie im vergangenen Jahr so schwach aus wie seit 1995 nicht mehr. Insgesamt schrumpften die Neuaufträge der Industrie im zurückliegenden Jahr um 5,9 Prozent. „Im laufenden Jahr ist mit keinem spürbaren Beschäftigungsaufbau im Verarbeitenden Gewerbe zu rechnen“, sagte deshalb der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. „Vielmehr besteht sogar das Risiko, dass angesichts der anhaltende Produktions- und allgemeinen Konjunkturschwäche Stellen abgebaut werden.“
Die Industrie spüre in ihren Auftragsbüchern sowohl die schwache Konjunktur im Inland als auch ein nach wie vor schwieriges weltwirtschaftliches Umfeld, hieß es zuletzt bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Hinzu gesellten sich strukturelle Sorgen wie hohe Energiekosten sowie Bürokratielasten.