Das 33-jährige Traditionsunternehmen „Alphagold“ betreibt mit seinen Marken „Le Clou“ und „Juwelier Reiter“ ein Netz von 32 Filialen an Hochfrequenzstandorten in Shopping Centern in Österreich und 2 Filialen in Deutschland. Auch in Kärnten werden drei Filialen betrieben (Klagenfurt-Südpark, Wolfsberg-Tenorio, Spittal-Neukauf), in der Steiermark sind es fünf: Graz-Citypark, Graz-Shopping Nord, Seiersberg, Kapfenberg-ECE und Liezen-ELI. 

Ab dem Jahr 2015 veränderten sich die Rahmenbedingungen für den Filialeinzelhandel, vor allem aufgrund der Digitalisierung. Da bereits damals mehrere Interessenten am Erwerb der attraktiven Filialstruktur der Antragstellerin vorhanden waren, hat man die Filialstruktur im Wesentlichen beibehalten, so die Schuldnerin in ihrem Antrag.

Corona-Misere

„Durch die Corona-Pandemie wurde der nicht systemrelevante Einzelhandel und damit auch der Handel von Uhren und Schmuckwaren stark gefordert. Die Corona-Lockdowns und sonstigen Maßnahmen in den Hauptsaisonen 2020 und 2021, stellten eine große Herausforderung für die Schuldnerin dar“, heißt es im Bericht des KSV 1870. Zur Sicherung der finanziellen Stabilität seien von der Antragstellerin Corona-Beihilfen und -Stundungen in Anspruch genommen. „Diese Beihilfen mussten für vereinbarte Kredittilgungen gegenüber der Hausbank herangezogen werden und standen dem Unternehmen der Antragstellerin für die Finanzierung des weiteren operativen Geschäftsbetriebes im Wesentlichen nicht zur Verfügung.“

Ungeachtet der Tatsache, dass die Kunden beim Einzelhandel nach Beendigung der Pandemie nicht den Rücken gekehrt haben, sondern die Wiedereröffnungen mit deutlichem Konsumzuspruch begrüßten hat das Unternehmen alle notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, so die Schuldnerin. Die Filialstruktur sei an die geänderten wirtschaftlichen Herausforderungen angepasst worden und die Geschäftsführung habe für wesentliche Kosteneinsparungsmaßnahmen im Bereich der Verwaltung gesorgt.

Die Verluste aus der Corona-Zeit waren aber so hoch, dass die Hausbank der Schuldnerin schließlich vor kurzem die offenen Kredite fällig stellte, weshalb man die Zahlungsunfähigkeit eingestehen und diesen Insolvenzantrag stellen musste.

108 Mitarbeiter betroffen

Die Passiva werden vom KSV 1980 mit rund 7,95 Mio. Euro angegeben. Ihnen soll ein freies Vermögen von 613.000 Euro gegenüber stehen. Von der Insolvenz sind 108 Dienstnehmer - 101 davon in Österreich, sieben in Deutschland - und etwa 180 Gläubiger betroffen.

Fortführung

Laut Kreditschutzverband 1870 ist die Fortführung des Unternehmens und die Finanzierung der 20-prozentigen Sanierungsplanquote durch diese Fortführung und Hilfe von österreichischen und internationalen Investoren geplant.  

Der Insolvenzverwalter wird prüfen, ob die Fortführung ohne weitere Verluste für die Gläubiger gewährleistet werden kann. „Wir werden eine positive Fortführungsrechnung und entsprechende Nachweise zur Finanzierbarkeit des angebotenen Sanierungsplanes verlangen“, so Alexander Meinschad vom KSV1870, der die Gläubiger vertritt.

Die erste Gläubigerversammlung und Prüfungstagsatzung findet am 12.4.2024 am Landesgericht Linz statt. Am 14.5.2024 werden die Gläubiger am Landesgericht Linz über den beantragten Sanierungsplan verhandeln und abstimmen.