Vor zwölf Jahren wird aus der damals 15-jährigen Imane Anys „Pokimane“. Ihre Geschichte füllt keine Schablone. Mit vier Jahren zieht das Mädchen von Marokko nach Kanada, später bricht sie dort ihr Studium ab, um Profi-Streamerin zu werden. Als Plattform für den Abflug wählt Pokimane Twitch, jenes Portal, das Amazon gehört, und in der Videospiel-Szene so populär ist wie kein anderes Netzwerk. Und Pokimane, heute rufen sie alle nur „Poki“, wird so populär wie keine andere Streamerin.
Fortnite, Valorant oder Palworld: die Kanadierin spielt, filmt und spricht darüber. Vereinnahmend. Stundenlang hängt die Gefolgschaft an ihren Lippen – gut für die Streamerin, gut für Twitch. Pokimane zeigt Gespür für Trends und beweist Ausdauer. Sechsmal die Woche streamt sie, ohne dabei anzuecken. Im Gegensatz zu vielen anderen Stars sei sie „familienkompatibel“, befindet ein Medium. Auf Twitch wird sie damit zur Königin, 9,3 Millionen Menschen folgen ihr.
Poki als Werbegesicht
2019 werden Einkommen von Streamern publik. Nur wenige verdienen mit der Spielerei Geld, einige dafür sehr viel. Poki hat bis dahin mehr als 500.000 US-Dollar auf Twitch verdient, 2020 unterschreibt sie ihren ersten exklusiven Vertrag. „Live“ gibt es Pokimane nur mehr auf Twitch. Dort arbeitet ein Team für sie, das moderiert und ungustiöse User blockiert. Die Maschinerie läuft, Poki wird Twitchs Werbegesicht.
Vor ein paar Tagen kommt es zur Wende. Pokimane verkündet „das Ende einer Ära“. Es wird zugleich eine Abrechnung mit dem Vehikel, das sie bekannt machte. Die „langjährige Beziehung“ mit Twitch sei „toxisch gewesen“, meint Pokimane. Die Plattform sei „chaotisch“ geführt und vermehrt auf der algorithmischen Suche nach nackter Haut. „Präpubertäre kleine Jungs“ würden zudem die Stimmung vergiften. Die Antwort darauf? Ein Neustart auf Youtube. Ihr erstes Fazit dort? „Der Youtube-Chat ist so nett“.