Zieht man die Aktienkursentwicklung als Gradmesser heran, lässt sich sagen: An den Finanzmärkten sind die nun veröffentlichten Jahreszahlen und der Ausblick des Sensor- und Chipkonzerns ams-Osram, mit Sitz in Premstätten und München, gut aufgenommen worden. Die Aktie kletterte – nach einer schroffen Talfahrt in den vergangenen Jahren – am Freitag um rund 13 Prozent nach oben. Eine Momentaufnahme, die das Management um Vorstandschef Aldo Kamper und Finanzvorstand Rainer Irle trotz aller bestehenden Herausforderungen aber naturgemäß höchst erfreut registriert.
Sie präsentierten am Freitag ein Zahlenwerk, das die turbulente jüngere Vergangenheit, die von Umbau und Neuorganisation geprägte Gegenwart sowie eine – in einigen Kernbereichen – von Zuversicht begleitete Zukunft abbildet. 2023 lag der Verlust von ams-Osram, nach Steuern, mit 1,6 Milliarden Euro im tiefroten Bereich, wobei der größte „Brocken“ auf jene 1,3-Milliarden-Euro schweren Firmenwertberichtigungen fällt, die, wie berichtet, im Vorjahr getätigt wurden.
Der Vorstand, der von vier auf zwei Mitglieder halbiert wurde, sieht sich „beim Neustart auf Kurs“. Die Neuausrichtung auf Basis der im Vorjahr festgeschriebenen Strategie schreite voran, man verzeichne insbesondere im Bereich der Halbleiter für den Auotomobilbereich neue Aufträge und Kunden – und auch die Refinanzierung des Konzerns, die 2023 über Kapitalmaßnahmen im Ausmaß von 2,25 Milliarden Euro vollzogen wurde, sei „früher als geplant umgesetzt worden“. Damit seien Bilanz und Eigenkapital gestärkt und die Nettoverschuldung (mit knapp 1,7 Milliarden noch immer beträchtlich) gesenkt worden. „Wir haben geliefert, was wir versprochen haben.“
Lichtblicke trotz Gegenwinds
Nun könne man den vollen Fokus auf den „nachhaltigen Turnaround setzen“. Man sei nun ein kleineres Unternehmen geworden. Das zeigen auch die Umsatzerlöse, die von 2022 auf 2023 von 4,8 auf 3,6 Milliarden Euro gesunken sind. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit – vor Zinsen und Steuern – ist im Jahresvergleich von 407 auf 233 Millionen Euro gesunken. Insgesamt sei ab Jahresmitte eine Verbesserung eingetreten, das vierte Quartal 2023 sei beim Umsatz und der Ergebnis-Marge sogar etwas über der Prognose gelegen. Den Rückgang begründet ams-Osram mit der konjunkturellen Schwäche in den Industrie- und Konsumentenmärkten. Gut habe sich dagegen die Nachfrage im Automobilsektor entwickelt.
Trotz des aktuell kräftigen konjunkturellen Gegenwinds orten Kamper und Irle einige Lichtblicke und gehen vor allem ab dem zweiten Halbjahr von Zuwächsen aus. Die Verkaufspläne für Segmente im Smartphone-Bereich (Umsatzvolumen von knapp 400 Millionen Euro) seien aufrecht, es würden hier auch vielversprechende Gespräche laufen, so Irle. Die Strukturen des Unternehmens werden weiter angepasst, „mit Augenmaß“ werde etwa der Overhead reduziert.
Aufbau neuer Arbeitsplätze in der Steiermark
Gute Nachrichten hält Kamper für Premstätten bereit. „Hier werden wir auch künftig investieren und auf neue Technologien setzen.“ Erstmals nennt das Unternehmen auf Anfrage der Kleinen Zeitung auch die konkret geplanten Investitionsvolumina – und die sind beträchtlich: „Bis 2030 planen wir für den Standort Premstätten mit einer Gesamtinvestitionssumme von bis zu 588 Millionen Euro.“ Technologische Schwerpunkte liegen auf der nächsten Generation sogenannter CMOS-Bildsensoren, auf der von ams-Osram patentierten Wafer-Packaging-Technologie TSV sowie auf Filtern.
Für die Erweiterungen am Standort soll es – durch den European Chips Act – auch Förderungen in Österreich geben, die entsprechenden Anträge seien in Bearbeitung. „Wir haben unseren Antrag im August 2023 übermittelt, aktuell ist der Prozess im vollen Gange und wir rechnen in den kommenden Tagen bis Wochen mit Nachricht aus Wien.“ Mit dem Ausbau in Premstätten werde tendenziell auch ein Aufbau neuer Arbeitsplätze in der Steiermark einhergehen, Ende 2023 wurden am Standort 1320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.