Was haben Ski und Leichtbaumöbel für luxuriöse Business-Jets gemeinsam? Viel, wie Manfred Nagl, Chef der Kindberger Firma Hilitech, die Carbon- und Composite-Leichtbauteile für die Luftfahrt liefert, weiß. Er ist nicht nur leidenschaftlicher Skifahrer, sondern hat auch Sports Engineering studiert und seine Diplomarbeit übers Skifahren geschrieben. „Wir haben mit unseren Furnieren und edlen Hölzern eine sehr hoch entwickelte Oberfläche, die nur 0,7 Millimeter dick ist, darunter ist Leichtbaumaterial oder technisches Material wie beim Ski“, sagt er. Diese Ähnlichkeit erklärt übrigens auch, warum einer der größten Luftfahrtzulieferer in Österreich, die FACC in Oberösterreich, aus Fischer-Ski entstand. Nagl geht den Weg sozusagen anders herum, wie er sagt.
Eine kleine, feine Nische
Seit zwei Jahren tüftelt der 41-jährige Unternehmer gemeinsam mit Gerhard Haiden, der sich mit seiner Skimanufaktur seit 2012 einen Namen gemacht hat, an verschiedenen Aufbauten und Oberflächen. Im Sommer 2023 gründeten die beiden dann ihre GmbH, die unter der Marke „Haiden“ (www.haidenski.at) ein Skiprodukt für besondere Ansprüche herstellt. „Ziel war es nicht, der nächste ,Fischer‘ oder ,Head‘ zu werden. Der Skimarkt wird ja eher kleiner. In Zukunft werden sich ein paar Große darum raufen, eine immer kleiner werdende Anzahl an Skifahrern zufriedenzustellen“, erklärt der Steirer, warum er mit „Haidenski“ darauf setzt, klein und exklusiv zu bleiben.
Außen und innen anders
Diesen Ski bekommt die Kundin oder der Kunde mit genau dem Dekor, das sie oder er möchte - mit dem Mehrwert, dass der Aufbau im Inneren des Skis technisch so gestaltet ist, dass er jeweils genau zum individuellen Fahrkönnen, Gewicht und Gesundheitszustand (Stichwort Dämpfung bei Kreuz- oder Knieschmerzen) passt.
„Würde man den Topski einer der bekannten Marken und einen Haidenski aufschneiden und beide vergleichen, was bekäme man zu sehen?“ fragen wir Nagl. Die Antwort lautet: Es gäbe keinen großen Unterschied. „Hochwertige Ski haben immer einen Holzkern, darunter und darüber sind üblicherweise zwei Lagen Carbon oder eine Art Glas- oder Basaltfaser. Je nach Holztyp kommt noch Titanal, eine dünne Metalllegierung darüber, die den Ski etwas steifer macht und erst ermöglicht, dass die Schrauben der Bindung halten. „Wir verwenden bei Pisten-Ski einen Kern aus Eschenholz, das mondgeschlagen ist“, betont Nagl. Bei Tourenski und im Freeride-Bereich komme Pappelholz zum Einsatz.
Nehmen wir nun einen Skifahrer, der 130 Kilo auf die Waage bringt: „Da würden wir noch eine Lage Carbon zusätzlich einbauen, weil der Ski sonst binnen drei Saisonen an die Grenzen seiner Lebensdauer kommt,“ sagt Nagl. Wer hingegen gern schnell fährt, aber rasch Rückenschmerzen bekommt, bekäme eventuell mehr Basaltfaser (Dämpfung) statt Carbon in seinen Ski.
Zielgruppe „Enthusiasten“
Zielgruppe für das neue Nischenprodukt sind wirklich gute Skifahrer mit größerem Budget? Nagl widerspricht, man richte sich an „Enthusiasten“. Mit einem Startpreis von 1390 Euro (mit Carbon-Oberfläche) seien „Haidenski“ auch nicht teurer als Topmodelle aus dem Handel. Den Handel lässt man aber aus. Haidenski gibt es nur über die Website bzw. ein Kontaktformular. Und Interessenten können jedes Modell zur Probe fahren., „es gibt eine große Palette an Test-Ski“.
In der Vergangenheit verließen pro Jahr etwa 50 bis 100 maßgefertigte Ski Gerhard Haidens Werkstatt. „Eine Stückzahl bis zu 400 könnten wir als kleines Unternehmen vernünftig abdecken. Darüber hinaus bräuchte man den Handel, was den Preis stark erhöhen würde - „und das individuelle Konzept funktioniert ohnehin nur direkt, nicht über den Handel.“