22.590 Unternehmen sind es, die in Kärnten von „Einzelkämpfern“, also ohne unselbstständig Beschäftigte, geführt werden. Knapp mehr als die Hälfte von ihnen kommen aus dem Handwerk oder sind dem Gewerbe zuzuordnen. Jedes fünfte Ein-Personen-Unternehmen zählt zum Handel, gefolgt von der IT- und Consultingbranche (15 Prozent), Tourismus sowie Freizeitwirtschaft (8 %) und Transport/Verkehr (3 %). Erst 2021 wurde die 20.000er-Marke durch die vielen Neugründungen überschritten. „Wir sind die Schnellboote der Kärntner Wirtschaft“, beschreibt es Nicole Mayer als Einzelunternehmerin und EPU-Beauftragte der Wirtschaftskammer Kärnten. Kollege Herwig Draxler, der auch die wirtschaftspolitische Abteilung der WK leitet, fügt hinzu: „Das aktuelle Stimmungsbarometer zeigt, dass sich vier von fünf EPU wieder selbstständig machen würden. Der Zuwachs in Kärnten innerhalb eines Jahres: 833 weitere Personen, die Chef und Mitarbeiter zugleich sind.“
1100 Personen, 250 davon in Kärnten, wurden befragt. Die größten Branchen sind Pflege, Direktvertrieb, Kunsthandwerk, Berufsfotografie, persönliche Dienstleistungen sowie Fußpflege, Kosmetik und Massage. Betrachtet man die Rechtsformen, so sind rund 84 Prozent aller EPU nicht eingetragene Einzelunternehmen, rund neun Prozent sind GmbHs. Die restlichen vier Prozent verteilen sich auf andere Rechtsformen.
Mehr berufliche Freiheit als Motivation
Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung ist meist die Motivation für die Gründung eines EPU, aber auch die freie Zeiteinteilung sind wichtige Motive, „nicht – wie oft angenommen – der Frust im alten Job“, stellte Mayer fest. WK-Vizepräsidentin Astrid Legner fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen und ein Entlastungspaket für Selbständige ohne Mitarbeiter. So unterschiedlich die Branchen sind, so ähnlich sind die Probleme. „Immerhin fordern aktuell 74 Prozent eine Verbesserung der Kleinunternehmerpauschalierung in der Einkommensteuer. 73 Prozent wünschen sich eine Anhebung der Jahresumsatzgrenze von derzeit 40.000 auf 85.000 Euro“, gab Legner die Forderungen weiter. Ebenso viele würden die weitere Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von derzeit 1000 auf 1500 Euro befürworten.
Soziale Absicherung gefordert
Großen Verbesserungsbedarf sieht EPU-Beauftragte Mayer vor allem bei der sozialen Absicherung: „Selbständige, die aus gesundheitlichen Gründen länger ausfallen, haben meist mit großen Einkommensverlusten zu kämpfen, die schnell existenzbedrohend werden können. Wir nehmen jedes Anliegen sehr ernst und werden uns vehement dafür einsetzen. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“ Notwendige Grundlage: Dass auch die Pflichtversicherungsbeiträge gezahlt werden, um Anspruch auf Unterstützung zu haben. Wer nämlich nur über die unselbstständige Tätigkeit versichert ist oder aber für die selbständige Tätigkeit nur den jährlichen Unfallversicherungsbeitrag bei der SVS zahlt, kann etwa keine Betriebshilfe in Anspruch nehmen.
Gefordert wird auch eine Verlängerung der Eintrittsmöglichkeit in die Arbeitslosenversicherung in der Gründungsphase von sechs auf 24 Monate.
Ein weiteres Ergebnis: Der Wunsch nach digitaler Aus- und Weiterbildung ist ungebrochen groß. Unter die Arme gegriffen wird den EPU seitens der Wirtschaftskammer auch mit einem Sozialversicherung- und Steuer-Rechner. „Dieser gibt einen Überblick über die zu erwartenden Zahlungen und sorgt für eine bessere Planbarkeit“, erklärte Draxler. Gerade in der Übergangsphase gibt es eine große Umstellung: vom meist 14-mal monatlich ausbezahlten Gehalt auf Umsatz und – hoffentlich – den Gewinn.