Facebook Messenger, iMessage, WhatsApp, Signal, Telegram. Die Bandbreite der Nachrichtendienste ist heute groß, die Barrieren dicht. Jedem Dienst sein eigener Kontaktpool oder seine eigene Gruppe.

Geht es nach der Europäischen Union, soll die Unüberwindbarkeit bald der Vergangenheit angehören. Messenger, die von der EU-Kommission als zentraler Plattformdienste eingestuft werden, sind per Gesetz künftig verpflichtet, für Öffnung zu sorgen. Zumindest, wenn derlei die Konkurrenz das einfordert. Das ist nur eine der Auswirkungen des Digital Markets Act (DMA).

WhatsApp, der populäre Dienst mit mehr als zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzern, will seit zwei Jahren an einer Möglichkeit arbeiten, Nachrichten von anderen Messengern zu empfangen, ohne die eigene Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aufzubrechen. Jetzt, ein paar Wochen bevor die vom Gesetzgeber eingeräumte Frist endet, gibt WhatsApp erste Details bekannt. Via WhatsApp-Manager Dick Brouwer, der mit dem US-Portal Wired sprach.

Anrufe und Gruppenchats bleiben außen vor

„Es besteht ein echtes Spannungsverhältnis zwischen einer einfachen Möglichkeit, Dritten diese Interoperabilität zu bieten, und der gleichzeitigen Wahrung der Datenschutz-, Sicherheits- und Integritätsstandards von WhatsApp“, sagt Brouwer. Und ergänzt: „Aber ich denke, wir sind ziemlich zufrieden damit, wo wir gelandet sind“.

Bei WhatsApp und dem Facebook Messenger werde man sich zunächst auf den Transport von Textnachrichten, Bilder, Sprachnachrichten, Videos und Dateien fokussieren. Anrufe und Gruppenchats sollen erst später über Dienste hinweg möglich sein. Brouwer betont zudem, dass die Funktionalität jedenfalls „optional“ sein werde: „Ich kann wählen, ob ich am offenen Nachrichtenaustausch mit Dritten teilnehmen möchte oder nicht. Das ist wichtig, denn es könnte eine große Quelle für Spam und Betrug sein“.

Vereinbarung mit Meta wird zur Pflicht

Was passiert, wenn ich einer Öffnung zustimme? Nutzerinnen und Nutzer von WhatsApp werden dann in einem separaten Bereich im Oberen der Inbox jene Nachrichten finden, die von anderen Anwendungen kommen. Bei diesen könne man allerdings laut Dick Brouwer nicht „dasselbe Niveau an Sicherheit und Privatheit“ garantieren wie bei WhatsApp.

Messaging-Unternehmen, die mit WhatsApp oder dem Facebook Messenger interagieren wollen, müssen übrigens eine Vereinbarung mit Meta unterzeichnen und dessen Bedingungen befolgen. Im März will das Unternehmen diesbezüglich den kompletten Plan publizieren. Jedenfalls würde man es bevorzugen, lässt Dick Brouwer wissen, wenn andere Apps das „Signal encryption protocol“ verwenden würden.

Absage von Threema

Wer sich auf all das einlassen wird, ist noch offen. Eine Absage hagelt es vorerst von Threema. Laut den Köpfen hinter der Schweizer App sei das von WhatsApp vorgeschlagene System nicht kompatibel mit eigenen Sicherheitsanforderungen. Julia Weis: „WhatsApp legt alle Protokolle fest, und wir hätten keine Möglichkeit zu erfahren, was tatsächlich mit den Nutzerdaten geschieht, die an WhatsApp übertragen werden“.