Die deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat sich gegen schnelle Zinssenkungen im Euroraum ausgesprochen. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der „Financial Times“ sagte die Notenbankerin, die Europäische Zentralbank (EZB) sollte bei einer geldpolitischen Lockerung „geduldig und vorsichtig“ vorgehen.
Schnabel verwies auf die anhaltende Inflation im Dienstleistungssektor, einen widerstandsfähigen Arbeitsmarkt und die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. „All dies zusammengenommen spricht gegen eine baldige Anpassung des politischen Kurses.“
Das Risiko
Zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass die Teuerung schnell wieder anziehen könne, sagte Schnabel: „Ich sage nicht, dass es zu einem Aufflammen der Inflation kommen wird. Das ist nicht mein Ausgangspunkt, aber ich denke, dass wir auf dieses Risiko vorbereitet sein sollten.“
Zinswende
Um die zeitweise sehr hohe Teuerung zu dämpfen, hat die EZB seit Sommer 2022 zehnmal in Folge die Leitzinsen Euroraum erhöht. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Inflationsraten entgegenwirken kann. Weil steigende Kreditzinsen jedoch zugleich Investitionen verteuern und dies die derzeit ohnehin schwächelnde Wirtschaft bremsen kann, wurden zuletzt Forderungen nach Zinssenkungen lauter.
Im Jänner hatte sich die Inflation im Währungsraum auf 2,8 Prozent abgeschwächt. Die EZB strebt mittelfristig eine Rate von zwei Prozent an. Im Jahr 2022 war die Inflation im gemeinsamen Währungsraum zeitweise über die Marke von zehn Prozent gestiegen. „Wir haben erhebliche Fortschritte gemacht, und das ist eine gute Nachricht. Aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagte Schnabel, die sich bereits mehrfach gegen schnelle Zinssenkungen ausgesprochen hat.