Mit dem Kapitel Corona hat man im Buchhandel abgeschlossen. Der kurzfristige Boom, was den Buchkonsum der heimischen Leserinnen und Leser betrifft, ist vorbei. Und auch eine steuerliche Erleichterungsmaßnahme aufgrund der Lockdowns: Die Umsatzsteuer kletterte von den zwischenzeitlich fünf auf wieder zehn Prozent an. „Zusätzlich gibt es steigende Kosten, auch durch höhere Gehälter, während sich die Buchpreise anders als die Inflationsrate kaum nach oben entwickelt haben“, schildert Helmut Zechner. Der neue Obmann der Fachgruppe für Buch- und Medienwirtschaft, er übernahm vom St. Veiter Kollegen Andreas Besold, spricht es offensiv an: „Den Buchhändlern geht es derzeit schlecht. Aufgrund rückläufiger Absätze und gestiegener Kosten geht die Rechnung nicht auf.“ Die allgemeine Kaufzurückhaltung sei aber nicht das einzige Problem.
Was den Büchermarkt betrifft, komme 80 Prozent der Ware aus Deutschland, wo die niedrigere Inflation und geringere KV-Erhöhungen es dem dortigen Buchhandel leichter mache. In der Branche ist gerade eine Forderung an die Regierung in Ausarbeitung: „Wird die Steuer nicht wieder gesenkt, droht ein Buchhandelssterben.“ Bis zu einem Drittel der Betriebe würden schon in drei Jahren wirtschaftliche Schwierigkeiten drohen. Sogar verglichen mit der Konkurrenz durch Amazon, sei die aktuelle Lage die größere Bedrohung für den stationären Handel.
Das Buch: Neu entdecktes Sammelobjekt
Vor allem unter der jüngeren Leserschaft wurde das Buch zuletzt wieder ein unerwartet beliebter Sammelgegenstand. Rückenwind gibt es durch aufwendig gestaltete Hardcover-Editionen mit Prägungen und bedruckten Buchschnitten auf Social Media: Booktok und Bookstagram lauten die neuen Trends, bei denen Instagram und TikTok auf einmal indirekt den Bücherabsatz ankurbeln. In der Buchhandlung Heyn gibt es sogar neben den bekannten Bestsellerlisten je nach Genre die neuesten TikTok-Bücherhits. „Wir erreichen wieder eine Zielgruppe, die bei uns als verloren geglaubt war, nämlich die 14- bis 20-Jährigen. Und zwar mit Büchern als Sammlerobjekte“, schildert Zechner. Es sei bei Jugendlichen wieder mehr im Trend, über Bücher zu reden. Oder zumindest Influencern zuzuhören, die ihr neues Lieblingsbuch vorstellen.
Vergleichsweise schwierig ist es, einen Lehrling zu finden, der diese Leidenschaft beruflich im Handel ausleben möchte, so der Fachgruppenobmann. Mit dem anstehenden Valentinstag merke man wieder einen kleinen Schub, nach dem etwas verhaltenen Weihnachtsgeschäft: „Jeder Feiertag ist ein Anlass und Frequenzbringer in der Buchhandlung.“ Und nicht nur unter Singles haben sich die gut verpackten Blind-Date-Bücher, wo Titel und Autor nicht verraten werden, bereits etabliert.
Auf eine existenzsichernde Säule für die Buchhändler, den Schulbuchvertrag, werden sie sich auch kommendes Jahr verlassen können. Von den „Nutznießern der Schulbuchaktion“ werden aber gerne Studien zitiert, wonach der Lernerfolg mit gedruckten Schulmaterialien größer ist.