Die Signa Holding fungierte gewissermaßen als Dachgesellschaft der weit und komplex verzweigten Signa-Gruppe. Wenig verwunderlich gilt dem Insolvenzverfahren der Holding ein besonderes Augenmerk. Erst am Montag wurde bekannt, dass mehr als 300 Gläubiger Ansprüche von in Summe 8,6 Milliarden Euro anmeldeten. Besonders pikant: Lediglich 80,3 Millionen Euro davon werden von Insolvenzverwalter Christof Stapf vorerst „als zu Recht bestehend“ anerkannt.
Die Süddeutsche Zeitung und das österreichische Magazin Profil zitierten heute, Dienstag, aus dem Bericht, den Stapf bei der Prüfungstagsatzung zu Wochenbeginn vorlegte. Über das Schreiben lässt sich nachvollziehen, wie die Forderungssummme zustande kommt.
Benko bezahlt 3,3 Millionen Euro
So soll etwa eine Reihe von Firmen und Stiftungen, die Signa-Gründer René Benko oder seiner Familie zugerechnet werden, Forderungsansprüche an die Holding angemeldet haben. Etwa die Familie Benko Privatstiftung (75 Millionen Euro), die Laura Privatstiftung oder die Laura Holding (gemeinsam rund 57 Millionen Euro). Anerkannt wurde von diesen Forderungen allerdings bis dato fast keine. Grundsätzlich sind nun zwei Monate Zeit, die abgelehnten Forderungen zu bestreiten.
Zugleich, an dieser Stelle wird es tatsächlich sehr komplex, soll sich René Benko ja selbst an der Sanierung der Holding beteiligen. Ohne dessen Zuschüsse sei eine Fortführung nicht möglich, hieß es zuletzt. Im Bericht des Insolvenzverwalters ist nun davon die Rede, dass zwei Tranchen der zugesagten 3,3 Millionen Euro geflossen seien. Die dritte und letzte Auszahlung soll laut Profil „noch diese Woche erfolgen“.
Signa fordert von Signa
Bei der Forderungsliste ebenfalls mit an Bord: Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, der ja auch Aufsichtsratschef der Signa Development Selection (SDS) und der Signa Prime Selection (SPS) ist und zugleich im (mittlerweile aufgelösten) Beirat der Signa-Holding saß. Gusenbauer fordert laut Profil von der insolventen Holding ein Mal als Privatperson 698.358,69 Euro samt Zinsen. Und weitere 5.667.331,23 Euro inklusive Zinsen über seine Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH.
Auch bei den sogenannten „Intercompany-Forderungen“ schlägt im Insolvenzverfahren einiges auf. Die Signa Prime meldete etwa 152 Millionen an, die Development rund 485 Millionen Euro. Die deutsche Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof Gmbh, gerade abermals in die Pleite geschlittert, will 209 Millionen Euro geltend machen. In Summe soll es sich laut SZ um „1,6 Milliarden Euro“ handeln, die Signa-Tochtergesellschaften von der Holding fordern.
Wie es mit der öffentlichen Hand aussieht? Aus den Berichten von SZ und Profil ist zumindest zu entnehmen, dass das Finanzamt knapp 900.000 Euro will. Und die MA6, die Abteilung der Stadt Wien für Rechnungs- und Abgabewesen, fordert 25.000 Euro. Auch das wird übrigens vorläufig nur zum Teil anerkannt.
Internationale Investoren und Banken
Den größten Brocken fordern übrigens internationalen Investoren und Banken ein. Die Ameria Invest AG aus Liechtenstein etwa will 240 Millionen Euro, der thailändische Einzelhandelsriese Harng Central Department Store LTD fordert 120 Millionen ein. Gar 900 Millionen Euro will den Medienberichten zufolge die in London ansässige CG Jersey Retail Limited.
Nicht zuletzt laufen noch Schiedsklagen von Seiten des arabischen Staatsfonds Mubadala (VAE) und der katarischen Gesellschaft AM1 gegen die Signa. Die Holding fordert ob der Insolvenz die Unterbrechung beider Verfahren.