„Ist Geiz vielleicht doch geil?“, fragt Roman Schwarzenecker mit Verweis auf den Diskontmarkt in Österreich. Denn während „in ganz Österreich und in allen Handelssparten die Verkaufsflächen zurückgehen“, wie Schwarzenecker nachlegt, gilt für den Diskont das Gegenteil. Die Billigschiene verfolgt seit Jahren einen konsequenten Expansionskurs, freilich auch mit wechselnden Playern – „im Markt herrscht hohe Dynamik“. Die Beratungsgesellschaft Standort + Markt (Sitz in Baden) nahm die Diskonter zum zweiten Mal in einer großen Studie unter die Lupe und lieferte am Dienstag frische Zahlen.
Aktuell zählt Standort + Markt (S+M) in Österreich 31 Filialisten zu den Diskontern, Reno hat jüngst zugesperrt, dafür ist Woolworth neu auf dem Parkett. Zusammen kommen sie auf 2885 Filialen (plus 14 im Vergleich zu 2021/22) und eine Verkaufsfläche von 2,19 Millionen Quadratmetern. Der Zuwachs um 40.000 Quadratmeter binnen Jahresfrist (das entspricht mehr als der Größe einer Lugner City) ist vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass der Onlinehandel den stationären Handel seit Jahren zum Rückzug zwingt.
Diskonter haben weniger Onlinekonkurrenz
Nicht so beim Diskont. Allein im Lebensmitteldiskont wuchs die Zahl der Märkte seit 2009 von 873 auf aktuell 1167 (plus 33 Prozent). Im Textildiskont von 715 (2009) auf 971 (2024). Warum das so ist? Ein naheliegender Grund ist die starke Teuerung in vielen Lebensbereichen, das macht Diskonter immer beliebter. „Einkaufen beim Diskonter ist mittlerweile auch für Bezieher von höheren Einkommen attraktiv“, stellen Schwarzenecker und Co-Autorin Brigitte Moser fest. Ein weiterer Grund aber dürfte sein, „dass bei niedrigpreisigen Waren die Konkurrenz durch E-Commerce eher gering ist“.
Nach Hofer kommt lange nichts
Der unangefochtene Primus unter den Diskontern in Österreich ist Hofer – und zwar sowohl was die Verkaufsfläche (450.000 Quadratmeter) als auch die Zahl der Märkte (541) betrifft. Mit einigem Respektabstand folgen Möbelix, Lidl, Penny, Mömax, kik, TEDi, NKD und Action auf den Plätzen. NKD ist allerdings auf Platz zwei, wenn man nur die Zahl der Shops betrachtet – der Anbieter von Mode und kleinen Einrichtungsgegenständen verteilt sich 326 Mal in Österreich.
Doch nicht nur die Etablierten eröffnen laufend neue Standorte, auffällig laut S+M-Studie sei, dass immer wieder neue Ketten nach Österreich drängen, zum Beispiel pepco, Thomas Philipps oder Gifi. So wächst der geschätzte Jahresumsatz des Diskonts in Österreich heuer um 400 Millionen Euro auf rund 10,1 Milliarden Euro an, der Löwenanteil entfällt mit 7,65 Milliarden Euro (plus 350 Millionen) auf die Lebensmitteldiskonter.
Action, TEDi und Co boomen am stärksten
Am dynamischsten entwickelten sich in den letzten Jahren sogenannte Aktionspostenmärkte wie Action, Sewa oder TEDi. Deren Zahl stieg seit 2009 um sage und schreibe 2600 Prozent von 13 auf derzeit 337, Tendenz steigend. Das Konzept: Non-Food, wöchentlich wechselnde Sortimente, tiefe Preise. Diskont ist aber kein Selbstläufer, halten Schwarzenecker und Moser fest. Die Liste der Händler, die aus dem Markt gedrängt wurden, ist lang und prominent – Zielpunkt, Preispirat, Cherry, Schlecker, Dayli, Reno, Pimkie, Charles Vögele, Orsay, SportsDirect, XXL Sports etc. Zuletzt schrumpfte der Sportdiskont und stagnierte die Billigschiene im Büro- und Einrichtungsbereich.
Gemessen an den gesamten Konsumausgaben in Österreich im Jahr 2023 liegt der Diskontanteil bei 15 Prozent (nicht enthalten in dieser Rechnung sind Diskontmarken im Nicht-Diskonthandel, also etwa S-Budget bei Spar und Clever bei Billa). Pro Kopf und Jahr werden österreichweit laut S+M-Studie 1108 Euro im reinen Diskonthandel ausgegeben, im Burgenland ist die Quote mit 1505 Euro am höchsten. In Kärnten (1276 Euro pro Kopf und Jahr) ist sie am zweithöchsten, in der Steiermark (1227 Euro) liegt sie ebenfalls über dem Durchschnitt.