302 Insolvenzgläubiger haben gegen die Signa Holding Forderungen in der Höhe von rund 8,613 Milliarden Euro angemeldet. Lediglich rund 80,3 Millionen Euro hat Insolvenzverwalter Christof Stapf vorerst „als zu Recht bestehend“ anerkannt – nicht einmal ein Prozent der Forderungen. Aufgrund der Größe und Komplexität des Insolvenzverfahrens sei bis zur Prüfungstagsatzung keine abschließende Forderungsprüfung möglich gewesen, teilt der KSV1870 in einer Aussendung mit. 8,533 Milliarden Euro sind daher vorläufig bestritten. „Das liegt auch im komplexen Firmengeflecht der Signa-Gruppe begründet“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.
Ansprüche werden kräftig steigen
Viele Forderungen wurden erst spät oder nach Ablauf der Anmeldungsfrist eingebracht, so Stapf. Und bei einem Drittel der Forderungen wurden nicht die entsprechenden Unterlagen zum Nachweis der Ansprüche vorgelegt. Die Gläubiger können innerhalb von zwei Monaten ihre Forderungen durch eine Klage beim Insolvenzgericht geltend machen.
„Im Hinblick darauf, dass die entscheidende Sanierungsplantagsatzung auf den 29. April verlegt worden ist, bleibt die abschließende Forderungsprüfung durch den Insolvenzverwalter abzuwarten. Es ist aus heutiger Sicht jedoch davon auszugehen, dass sich die letztlich im Sanierungsplan zu berücksichtigenden Gläubigerforderungen noch deutlich erhöhen werden“, analysiert Karl-Heinz Götze vom KSV1870 die Situation.
Der Großteil sind Haftungen
Von den angemeldeten Verbindlichkeiten entfallen rund 5,1 Milliarden Euro auf Haftungen. Rund 1,6 Milliarden Euro beziehen sich auf „Intercompany-Verbindlichkeiten“ – also gruppeninterne Zahlungen. Eine Milliarde Euro entfällt auf Darlehensverbindlichkeiten. Recht moderat fallen die Schadenersatzforderungen mit 124 Millionen Euro und 33 Millionen Euro an Honorarforderungen aus. Außenstände aus Lieferungen und Leistungen, öffentlichen Abgaben und Mietforderungen summieren sich auf 2,7 Millionen Euro. Die offenen Abgabenforderungen der öffentlichen Hand betragen rund 940.000 Euro und Mietforderungen rund 260.000 Euro.
Verwertung von Vermögen
Der Insolvenzverwalter muss nun einerseits das nicht für den Fortbetrieb der Signa Holding erforderliche Anlage- und Umlaufvermögen sowie nicht betriebsnotwendige Beteiligungen verwerten, andererseits die Werthaltigkeit des Aktivvermögens prüfen. Laut Insolvenzverwalter sei die Fortführung des Unternehmens unter Berücksichtigung der Erzielung weiterer Erlöse gesichert, auf dem Massekonto liegen sechs Millionen Euro.
So wird der Firmensitz der Signa Holding im „Palais Harrach“ in Wien mit Anfang März aufgegeben und an die Vermieterin zurückgestellt. Von René Benkos persönlich abgegebenen Garantieerklärungen von drei Millionen Euro wurden zwei Drittel abgerufen und bezahlt, die Zahlung der dritten und letzten Rate wurde für diese Woche avisiert.
Kein Lenkungsgremium möglich
Weiter im Gange seien auch Verhandlungen über den Verkauf nicht betriebsnotwendiger Beteiligungen. Gespräche zur Verwertung der Medienbeteiligungen dauern an, Deloitte wurde mit der Wertermittlung der Beteiligungen betraut. Um Informationen über das Nachlassverfahren der Signa Retail in der Schweiz zu bekommen, muss das Insolvenzverfahren der Signa Holding dort überhaupt erst anerkannt werden. Untersucht wird zudem die Anfechtbarkeit mehrerer Geschäftsfälle im Jahr vor der Insolvenzeröffnung. Als komplex stellt sich auch der Informationsaustausch unter den Insolvenzverwaltern der Signa-Gruppe heraus, ein übergreifendes Lenkungsgremium war aufgrund unterschiedlicher Interessenslagen bisher nicht möglich.
Sanierungsbestrebungen aufrecht
Die Sanierungsbestrebungen der Signa Holding seien weiter aufrecht. Bekanntlich lautet der Sanierungsplanvorschlag nach wie vor auf eine Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren. „Die Angemessenheit und Erfüllbarkeit werden noch einer detaillierten Überprüfung zu unterziehen sein“, erklärt Götze. Das Schicksal der Signa Holding GmbH werde im Wesentlichen wohl von den Entwicklungen der beiden anhängigen Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung über das Vermögen der Signa Prime Selection AG sowie der Signa Development Selection AG abhängen. „Aus derzeitiger Sicht scheint ein positiver Abschluss des Sanierungsverfahrens noch plausibel“, merkte auch Gerhard Weinhofer (Creditreform) an.