45,8 Millionen Euro – das ist die Schuldensumme, die die Asap Trading mit Sitz am Klagenfurter Schleppe-Platz angehäuft hat. Am Montag wurde der Großkonkurs am Landesgericht Klagenfurt eröffnet. Betroffen sind laut KSV1870 und AKV 55 Gläubiger und 36 Dienstnehmer, von denen 13 in Österreich beschäftigt sind. An Aktiva dürften fünf Millionen Euro vorhanden sein.
Hintergrund zum Thema
Die Asap Trading, gegründet 2017, fungiert als Holding von insgesamt sieben Tochtergesellschaften. Ihr Markenprodukt nennt sich Silent Yachts, es sind solarbetriebene Katamarane, die geräuschlos fahren und die energiemäßig autark sind. „Ohne den Lärm, die Abgase und die Vibrationen entsteht eine tiefe Verbundenheit mit dem Meer“, wirbt das Unternehmen für sich auf seiner Homepage. Und: „Die Möglichkeit, die eigenen Batterien mit der Sonne aufzuladen, stellt eine neue Ära der Freiheit dar.“ 2019 stach ein Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit einer Silent Yacht in See. Daraus entstand der schwärmerische Artikel „Nur die Ruhe“. Sein Resümee: „Nirgendwo ist Luxus so elektrisch.“
Asap bzw. Silent Yachts sind in kurzer Zeit stark gewachsen, auch und gerade während der Coronapandemie. Die zahlungskräftige Kundschaft: international. 2021 eröffnete Silent Yachts ein Büro auf Mallorca. 2022 entschied sich das Gründerehepaar Heike und Michael Köhler, einen Produktionsstandort in der italienischen Küstenstadt Fano dazuzukaufen. Und weiters eine Partnerschaft mit einer Werft in der Türkei einzugehen. In gefährliche Schieflage geriet das Unternehmen spätestens im vergangenen Herbst, als der holländisch-türkische Partner die Produktion aller georderten Boote einstellte. Laut Asap „unberechtigt“. In aller Stille türmten sich Kunden-Anzahlungen von 25 Millionen Euro, für die Silent Yachts keine Gegenleistung bieten konnte bzw. kann. 9,3 Millionen Euro entfallen auf Gesellschafterdarlehen.
Zur Schadensbegrenzung sind aktuell zwei Lösungsansätze in Diskussion: Eine Möglichkeit liegt in der Bereitschaft einzelner Kunden, zur Schadensbegrenzung halbfertige Boote in der Türkei zu übernehmen und in Eigenregie fertig zu bauen. Ein anderer Weg läge darin, das Prozessführungsrisiko auf Rückzahlung von Überzahlungen und Einforderung von Schadenersatz einem Prozessfinanzierer zu übertragen. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Gernot Murko aus Klagenfurt bestellt. Die Fortführungsprognose ist laut den Gläubigerschutzverbänden negativ. Laut Michael Köhler werde jedoch „beabsichtigt, das Unternehmen aus der Masse aufzukaufen“.