Die Insolvenz der Signa-Gruppe ist um eine Facette reicher: Demnach hat die mittlerweile insolvente Signa Development mehr als 300 Millionen Euro an zwei Unternehmen im Nahebereich des Signa-Gründers Rene Benko überwiesen, berichtete die „Financial Times“. Demnach lieh die Signa Development 125 Millionen Euro an die Laura Finance Holding GmbH sowie weitere 190 Millionen Euro an die Laura Holding GmbH.
Gesellschafter der Laura Holding ist die nach der Tochter von Rene Benko benannte Laura Privatstiftung mit 42,1 Prozent. Stifter sind hier Rene Benko und seine Mutter Ingeborg. Und 34,9 Prozent an der Laura Holding entfallen auf die Ameria Invest, an der unter anderem wiederum die Laura Holding mit 34,9 Prozent beteiligt ist. Und die Laura Finance Holding wiederum ist im Besitz der Laura Holding.
Zusätzlich zu den Zahlungen an die Laura-Gesellschaften überwies Signa Development Hunderte von Millionen Euro an andere Unternehmen der Signa-Gruppe. Laut der Insolvenzerklärung von Signa Development rechnet der Verwalter nicht damit, dass er etwas zurückbekommt, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.
Sanierungsverwalterin: „Der Vorwurf ist unrichtig“
Die Signa-Development-Sanierungsverwalterin äußerte sich am Freitag erstmals zu dem „FT“-Bericht. „Der Vorwurf, es seien unmittelbar vor Insolvenzeröffnung Zahlungen von der Signa Development Selection AG an Rene Benko bzw ihm zuzurechnende Rechtsträger erfolgt, ist unrichtig“, so Fruhstorfer. Zutreffend sei, dass es Forderungen gegen nahestehende Gesellschaften der Signa-Gruppe gebe. „Nach aktuellem Erhebungstand sind die kolportierten 300 Mio. Euro für Immobilienprojekte der Signa verwendet worden. Die Forderungen werden durch die Sanierungsverwalterin selbstverständlich geprüft und betrieben.“ Eine detaillierte Darstellung der Verrechnungsbeziehungen erfolge im Rahmen der Berichterstattung an das Insolvenzgericht und an den Gläubigerausschuss.
Die heimischen Kreditschützer interessieren sich für die Transaktionen. „Rechtsgeschäfte, die kurz vor der Insolvenz stattgefunden haben und die die Insolvenzmaße geschmälert haben, können rückabgewickelt werden“, sagte Gerhard Weinhofer vom Gläubigerschutzverband Creditreform dem „Kurier“ (Freitagausgabe). „Im Regelfall kann eine solche Transaktion rückwirkend bis zu einem Jahr angefochten werden.“ Man werde sich diese Zahlungen sehr genau ansehen, sagte Weinhofer den „Oberösterreichischen Nachrichten“ (Freitag).
Anfang November 2023 stufte die Ratingagentur Fitch Signa Development auf „hochriskant“ zurück. Fitch wies auf das „Risiko“ hin, dass Signa Development eigene Finanzmittel an andere Teile der Signa-Gruppe weitergeleitet hat. Zu erkennen sei dies durch die Erhöhung der „sonstigen Finanzforderungen“, die im ersten Halbjahr 2023 um 215 Mio. Euro gestiegen seien. Diese seien im Halbjahresbericht als verzinsliche „Darlehen an indirekte Aktionäre“ bezeichnet.