Signa-Miteigentümer Hans Peter Haselsteiner – er hält 15 Prozent an der Signa-Holding – sprach Mittwochabend bei Armin Wolf in der ZiB 2 über die Implosion des Immobilienkonzerns Signa. Dieser sei „in einen Strudel“ geraten, die Signa-Pleite sei die größte, „aber nicht die einzige“ in der Immobilienbranche, betonte der Bautycoon (Strabag). Zudem sei die Zinslandschaft für die Insolvenzen mitverantwortlich. „Dazu kommen sicher einige hausgemachte Probleme, die vermeidbar gewesen wären. Aber hinterher reitet die alte Urschel“, sagte Haselsteiner.

Bei der Signa Development – dort hält Haselsteiner neun Prozent der Anteile – habe er seine Bereitschaft geäußert, mitzuwirken, sofern die Gläubigerversammlung das Angebot annehme, könne der Schaden „minimiert“ werden, so Haselsteiner. Das sei aber „keine Rettung im Sinne des Wortes“. 25 Millionen Euro sei die Obergrenze, die er beitragen wolle, sagt Haselsteiner. Damit solle auch „das Auslangen gefunden werden“.

„Bittere Niederlage auch aus unternehmerischer Sicht“

Benko, der öffentliche Medienauftritte weiter meidet, habe den Großteil seines Vermögens verloren, so Haselsteiner – ob dieser überhaupt in der Lage wäre, nennenswert in die insolventen Unternehmen des Signa-Konzerns einzuschießen, entziehe sich seiner Kenntnis, erklärt Haselsteiner. „Dass er keine Bereitschaft zeigt, ist etwas anderes, aber da müssten Sie ihn selber fragen.“ Er, Haselsteiner, würde „diese Medienpolitik nicht teilen“.

Mehrfach betonte Haselsteiner, die Geschädigten der Signa-Milliardeninsolvenzen seien „die Aktionäre“. Das sei „eine bittere Niederlage, auch aus unternehmerischer Sicht“, erklärt Haselsteiner. Die Gläubiger hingegen würden nur „bescheidene Verluste“ hinnehmen müssen. „Die Verlierer sind die Investoren und die großen institutionellen Anleger.“ Er nehme sich auch selber „an der Nase, wie das passieren konnte“. Die Kleingläubiger solle man befriedigen, um den Schaden zu minimieren, dazu dienten auch die 25 Millionen Euro. Bei der Holding bzw. für die Prime schieße er kein Geld ein.

„Vertieftes Prüfen wäre sinnvoll gewesen“

Wie es Signa-Gründer Benko gehe, wollte Wolf wissen. Benko sei „desperat“, sagt Haselsteiner, er, Haselsteiner, sei fallweise mit ihm in Kontakt. Benko nehme die Sache „ernst“, sei aber auch selbst „ein großer Verlierer. Wie gewonnen, so zerronnen.“ Haselsteiner fragt sich selbst, „warum ich nicht kritischere Fragen gestellt habe. Das vertiefte Prüfen wäre sinnvoll gewesen.“ Signa habe jedoch auch lange viel Geld verdient – das „disruptive Ereignis“, das das beendet habe, sei der Krieg, die Energiekrise und der Zinsanstieg gewesen.

„Benko sollte Verantwortung tragen“

Benko habe, betont Haselsteiner, eine „aktive Gesellschafterrolle“ gespielt, in Managemententscheidungen habe er „sehr wohl eingegriffen“, er habe „die Zügel in der Hand“ gehabt und „damit die faktische Geschäftsführung“, davor solle er sich „in meinen Augen nicht drücken“. Das bedeute, er sei „verantwortlich wie ein Geschäftsführer und wie seine Kollegen – er sollte sich hinstellen und diese Verantwortung tragen, das ist auch meine Erwartungshaltung“, so Haselsteiner. Die „mangelnde Bescheidenheit des René Benko“ sei ein wesentlicher Teil des Bildes, das dieser in der Öffentlichkeit abgebe.

„Das Hadern ist eine Strafe“

Angesprochen auf den Beirat der Holding erklärte der Bauunternehmer, dieser sei nur ein „Papiertiger“ gewesen, die Gesellschafterversammlung hatte keine Kontrollwirkung. Die Entwicklungen in den Gesellschaften hätten in hoher Geschwindigkeit stattgefunden. Die Gesellschafter hätten zuletzt „zu lange an der Hoffnung auf frisches Kapital in nennenswertem Umfang festgehalten“. Man habe immer gehofft, dass zugesagte Finanzspritzen kommen würden, das habe „sich zerschlagen – und es hat keinen Plan B gegeben“. Haselsteiner: „Alle, die ich kenne, haben Selbstzweifel. Das Hadern der Betroffenen ist eine Strafe für sie.“ Die Geschädigten seien die Gesellschafter, „dazu gehöre ich, auch große Kreditgeber werden Federn lassen müssen, die Banken kaum“, so Haselsteiner.

„Werde mit Gusenbauer reden“

Zu den sieben Millionen Euro Honorar, die Signa-Aufsichtsratschef Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer gestellt hatte, erklärt Haselsteiner, es sei „nicht unüblich“, dass Aufsichtsräte Honorare stellen würden – er wolle mit Gusenbauer über das ungewöhnlich hohe Honorar aber bei Gelegenheit noch sprechen. Gusenbauer bleibe „so lange Aufsichtsratsvorsitzender, wie der Sanierungsbeauftragte es möchte“.

Signa habe bis zur Insolvenz keine Immobilie unter Buchwert verkauft, so Haselsteiner, eine ganze Reihe von Verkäufen folgte über den Bewertungen. Die „große Schwäche“ von Signa sei der Handel gewesen, der Reserven verzehrt habe, das hätte „eine maßgebliche Rolle gespielt“. Die Rolle der Bilanzverschleppung spielte er herunter: Dadurch könnte man „ein Jahr beschönigen“. Haselsteiner habe solche Verschleppungen „selber mit Verwunderung festgestellt. Das ist ein Formalakt, aber kein großes Vergehen.“ Die wesentlichen Gesellschaften seien unter Holding angesiedelt und diese hätten konsolidiert bilanziert.

„Schnäppchenjäger sind unterwegs“

Das nicht fertiggestellte Kaufhaus Lamarr in Wien werde, davon geht Haselsteiner aus, von Miteigentümern der Luxury-Group der Signa aus Thailand übernommen werden. Wichtig sei ihm, so Haselsteiner, dass „nicht Schnäppchenjäger und Aasgeier“ die Signa-Immobilien übernehmen, sondern diese „ordnungsgemäß abgewickelt und die Werte erhalten werden, so weit es die Märkte hergeben.“ Das sei „immer weit besser als die Zerschlagungswerte“. Auch bei den 25-Prozent-Anteilen der Signa an der „Kronen Zeitung“ seien „die Schnäppchenjäger“ unterwegs, warnte Haselsteiner.

Haselsteiner habe sich selbst „schon an der Nase genommen“, Signa sei „eine veritable Niederlage“ für ihn. Gefragt nach seinem größten Irrtum, sagte Haselsteiner, er habe einem Hochrisiko-Geschäftsmodell vertraut: „Selfridges kaufen, Chrysler-Building kaufen, der Handel – ich habe das zugelassen und geduldet, das war der große Fehler, schmerzhaft teuer.“ Wie teuer ihn die Signa-Insolvenz zu stehen komme, wollte Wolf wissen: „Wir machen keinen Striptease“, lautete die Antwort Haselsteiners.