Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL ruft ab morgen wieder zum Streik auf. Auch Verbindungen zwischen Deutschland und Österreich dürften betroffen sein. Die ÖBB empfehlen, Reisen zu verschieben, die Westbahn fährt planmäßig. Im Zentrum des Streiks steht Gewerkschaftsboss Claus Weselsky (64), der heuer nach 16 Jahren Amtszeit in Rente gehen wird. Altersmilde ist er aber nicht. Die „Financial Times Deutschland“ nannte ihn bereits 2006 aufgrund seines offensichtlichen Talents für den Arbeitskampf „den Einheizer von Sachsen“. Die „Welt“ ernannte ihn zum „stursten Gewerkschafter Deutschlands“.

Vorbild Reformator

Keinen Geringeren als den großen Reformator Martin Luther hat sich der in Dresden als Sohn einer Arbeiterfamilie geborene Mann als Vorbild auserkoren. Die Reichsbahn hat ihn zum Lokführer ausgebildet. Dass er nie in die Einheitspartei in der DDR eintrat und deshalb länger als andere als Rangierlokführer arbeiten musste, passt ins Bild eines Unangepassten, über den sich Weggefährten und Medien bis heute uneinig sind: Ist er der Held der deutschen Arbeiterbewegung oder Egomane mit eigener Agenda? Seinen letzten Zug fuhr Weselsky jedenfalls 1992. Bis 2002 war er erst freigestellter Personal- und später Betriebsrat bei der Bahn. Der GDL gehört er seit 1990 an, 2008 rückte an die Spitze der Organisation.

Militärtaktik

Mehrfach wurde ihm ein autoritärer Führungsstil nachgesagt. „Taktik und Strategie kann man anhand der Kriegskunst hervorragend lernen“, sagte Weselsky zur eigenen Streikvorbereitung. Bei der Konkurrenz-Gewerkschaft der GDL, der EVG, soll von der „Methode Weselsky“ die Rede sein, wenn man „aufbrausend“ und „ruppig“ meint.

Einzelkämpfer

Beliebt will der Vater eines erwachsenen Sohnes, der Klassik liebt, gern Motorrad fährt und Tauchen geht, aber ohnehin nicht sein: „Ich brauche keine Freunde, höchstens Kollegen“, ist auch ein Zitat von ihm.