Das größte Stück der Geburtstagstorte wird schon an diesem Wochenende in Zell am See serviert. Volkswagen zelebriert im Rahmen des Ice Race die Weltpremiere des neuen Golfs, was freilich ziemlich geschwollen klingt, weil es sich in Wahrheit um eine Produktaufwertung des Golf 8 zur Halbzeit des Modellzyklus handelt. Doch im Jubeljahr ist so viel Tamtam für ein Facelift erlaubt, weil es einerseits dringend notwendig war und andererseits doch recht umfassend ausfällt. Und schließlich geht es nicht um irgendeinen Volkswagen, sondern um das wichtigste Modell von Europas größtem Autobauer.
So haben die Wolfsburger dem Golf 8 für die verbleibende Laufzeit jede Menge neue Technologie und Features mit auf dem Weg gegeben. Zudem bemüht man sich um die Beantwortung der Frage, wie es um die Zukunft der Ikone, die über Jahrzehnte und achte Generationen hinweg die Latte legte, bestellt ist. Auch wenn man sich in diesen Tagen noch zu keinen endgültigen Statements hinreißen lässt, steht eines fest: trotz so mancher Unkenrufe in der Vergangenheit wird Volkswagen den Golf im Zuge der Transformation nicht einmotten.
Vielmehr soll der Golf im Elektrozeitalter ein neues Leben bekommen und ab 2028 zu einem Teil der ID-Reihe werden. Das beste Pferd zu schlachten, wäre aus heutiger Sicht ohnehin fahrlässig. Abgesehen davon, dass der Golf immer noch das Rückgrat und der Kern der Marke Volkswagen ist, verkauft sich der ewige Trendsetter unverändert prächtig. In Deutschland führt er immer noch die Hitparade an, in Österreich hatten im Vorjahr bloß der Škoda Octavia und Teslas Model Y die Nase vorne.
Elektro-Golf auf neuer Plattform
Auf die Frage, ob der ID.Golf ab 2028 ausschließlich als Elektriker angeboten wird, lässt man sich noch nicht die Karten schauen. Weil der Funke der Elektromobilität vor allem noch nicht die Privatkunden erreicht hat und die aktuelle Flaute durchaus in die Verlängerung gehen kann, darf damit gerechnet werden, dass die neunte Generation optional auch noch mit einem Verbrenner angeboten wird. Das wird der Markt entscheiden. Der Elektro-Golf soll übrigens auf einer völlig neuen Plattform stehen und technologisch ein mächtiger Sprung nach vorne sein: Man spricht von einem 800 Volt-Bordnetz und Ladeleistungen, die weit über den aktuellen VW-E-Modellen liegen.
Das sind die Neuerungen 2024 samt ChatGPT
Jetzt aber zum Update des Golf 8: wo hat Volkswagen nachgeschärft, was sind die Highlights? In erster Linie hat Wolfsburg auf die Kritik an Design und Bedienung reagiert. So geht der ewige Trendsetter zukunftsfit mit einem neuen Lichtdesign, einem komplett neu entwickelten Infotainmentsystem und einem hocheffizienten Plug-in-Hybridantrieb mit 100 Kilometern elektrischer Reichweite an den Start. Auf den Innenraum und das Infotainment wurde das größte Augenmerk gelegt. Der kleine integrierte Touchscreen wich einem Display im Stil eines Tablets im XXL-Format, es gibt ergonomisch besser bedienbare und beleuchtete Touchslider, mit der Integration von ChatGPT ins Backend des hauseigenen Sprachassistenten ,,IDA“ schlägt Volkswagen überhaupt ein neues Kapitel in Sachen Kommunikation und Dialog auf. Ein Design-Blickfang am Kühlergrill ist das illuminierte VW-Logo. Das Rangieren des Golfs und Golf Variants wird übrigens zum Handy, Pardon, Kinderspiel: „Park Assist Plus“ und der für den Golf erstmals angebotene „Park Assist Pro“ erledigen das Ein- und Ausparken per Smartphone.
Mit bis zu 333 PS
Der Vorverkauf des Golf 8 beginnt im März, die ersten Fahrzeuge werden im Juni ausgeliefert. Zum Start werden je zwei Mild-Hybrid (1.5 eTSI mit 115 bzw. 150 PS) und je zwei Benziner (1.5 TSI mit 115 bzw. 150 PS) zur Verfügung stehen. Weitere Motorisierungen, je zwei Plug-in-Hybride sowie zwei Diesel werden im Mai folgen. Die Performance-Gold GTI (265 PS), GTI Clubsport (300 PS) und R-Modell (333 PS) sind für August angekündigt. Die Preise stehen noch nicht fest, aber mit einer leichten Erhöhung sollte zu rechnen sein.
Gerhard Nöhrer