Im Pavillon von Palantir zeigt die Firma, bei der Sebastian Kurz arbeitet, was sie mit Künstlicher Intelligenz  alles kann: die Drohne zielsicher auf Suchrettung steuern oder  Schiffsfracht punktgenau um den Globus verfolgen, während die KI-Plattform „AIP for defense“ Truppeneinsätze im Ukraine-Krieg mikroskopisch schlagkräftig koordiniert. Auf dem riesigen Wandscreen sieht man, wo und wie es einschlagen soll. „Starke Militärs werden stärker, starke Softwarefirmen ebenso, schwächere Länder werden schwächer“, sagt Palantir-CEO Alex Karp im Axios Haus. Generierte KI werde enormes Wachstum auslösen, aber nicht überall. In zehn Jahren würden 95 Prozent aller Tech-Giganten US-Firmen sein, dank des KI-Vorsprungs der USA.

So selbst überzeugt kommt ChatGTP-Genius Sam Altman nicht daher. Auf dem Podium, mal im Pulli, mal im Sakko, wirkt er fast bescheiden, mit überkreuzten Beinen und gefalteten Händen. „Ich habe großes Verständnis dafür, dass die Menschen Angst und Unbehagen vor Künstlicher Intelligenz haben. Das ist gut und deshalb ist es auch gut, dass wir darüber reden.“ Beim Weltwirtschaftsforum in Davos war es diese Woche jedenfalls das Thema, die Promenadenstraße wie eine KI-Messe, „AI for a better future“ versprach riesig fast jede zweite Hauswand, als wäre das World Economic Forum an die Tech- und Beratungsgiganten,  von Google bis Accenture, verkauft.

„Wir brauchen globale Regeln“

Ertüchtigungs-Helfer. Intelligente selbstlernende Systeme stecken schon im Smartphone, mit ChatGTP kann nun jede und jeder Texte, Bilder, Töne in atemberaubendem Tempo generieren. „Jeder wird einen KI-Hilfsassistenten haben“, sagt Altman. Er nennt sie „Ertüchtigungs-Helfer“. Die nächste Generation von ChatGTP werde jedenfalls nicht nur Arzttermine koordinieren oder die Mails des Tages kurz zusammenfassen können, sondern noch viel mehr. Was genau, ließ Altman offen, der Impact sei aber enorm. Jedes Individuum oder jede Firma könne Einfluss wie eine Nation haben. Regeln für KI-Systeme seien aber nicht Sache der Techniker, sondern der Gesellschaft.

Wie aber umgehen mit der Gefahr der Lüge und Fälschung? „Indem viele Menschen KI anwenden, wird die Technologie am besten weiterentwickelt“, sagt Altman. Dass seine Technologie für alle Welt offen sein soll, sagt der OpenAI-CEO nicht. Für Meta-Manager Nick Clegg, früher als britischer Vize-Premier als Deep-Fake-Opfer bis zum Krypto-Zocker denunziert, darf „diese Technologie aber auf keinen Fall unter Verschluss weniger Personen oder Firmen sein“. Neben ihm, auf einem hochkarätigen Panel zur „Hard Power of AI“, bekräftigt Europa-Ministerin Karoline Edtstadler: „Wir wollen Innovation nicht verhindern, aber wir brauchen globale Regeln. Mit dem KI-Gesetz der EU werden Risiken kategorisiert.“

„Sicherheit für Mitarbeiter, Daten und Produkte gewährleisten“

Ethische Rgeln. In den Unternehmen und Fabriken der Zukunft würden weniger Leute arbeiten, aber mit anderen Fähigkeiten auf höheren Levels und abstrakter, glaubt nicht nur Altman, sondern auch Siemens-Fabrik-Digtalisierungschef  Gunter Breitingen, der aber ethische Regeln einfordert. „KI muss Sicherheit für Mitarbeiter, Daten und Produkte gewährleisten.“ Dafür hat das das Weltwirtschaftsforum eine „KI Governance Allianz“ initiiert, der laut WEF-Manager Eric Enselme schon 200 große Unternehmen und Organisationen angehören. Für London, zweitgrößter KI-Hub der Welt, betont Finanzminister Jeremy Hunt: „Es darf nicht sein, dass KI Atomwaffen bauen kann. Und China muss bei den Regeln dabei sein.“

Frauen und KI. „Wir müssen über eine Brücke des Vertrauens gehen. KI wird eine digitale Person sein, wie mein Radiologe, dem ich bei der MRT-Untersuchung vertraue,“ beruhigt Salesforce-CEO Marc Benioff. Pfitzer-CEO Albert Bouria sieht riesige Chancen für die Medizin. „Mit KI müssen wir Medikamente nicht mehr entdecken, sondern können sie designen.“ Ausbildung ist alles. „Wir trainieren im nächsten halben Jahr 250.000 Leute auf Generative KI, das Basisalphabet, um eine Firma zu führen“, ermuntert Accenture-CEO Julie Sweet. Im Equality-House ermutigt Cisco-Vizepräsidentin Liz Centoni, Frauen müssten „KI mit Interesse annehmen und nicht als die Super-Super-Technologie fürchten“. Die Angst vor einer dystopischen menschenüberlegen Superintelligenz zerstreut Meta-KI-Forschungschef Yann LeCun: „Die jetzige KI hat nicht einmal die Intelligenz einer Katze.“

Von Adolf Winkler aus Davos