Neue, schwarz glänzende Hermès-Stiefel, die normalerweise über 2000 Euro kosten, Luxus-Modeschmuck von Chanel, Prada-Taschen, Designermöbel und Markenelektrogeräte (Bose, Thermomix von Vorwerk) zum Schnäppchenpreis locken derzeit viele Interessierte zu den Besichtigungsterminen der Auktionen des Klagenfurter Verwertungs- und Entsorgungsunternehmens Cavinnash. Das hat nicht nur damit zu tun, dass man in der Landeshauptstadt selten so ein Aufgebot von Luxusmarken in einer einzigen Halle findet. Befeuert wird das Interesse durch intensive Spekulationen, dass die kostbaren Stücke aus dem Nachlass der 2022 verstorbenen Milliardärin Heidi Goess-Horten stammen. Denn die Villa am Wörthersee-Südufer soll seit Monaten um kolportierte 80 Millionen Euro zum Verkauf stehen und daher ausgeräumt worden sein.

14 – nach Produktgruppen geordnete – Auktionen aus einer Residenzauflösung wickelt Cavinnash bis Ende Februar ab. Unter den Stücken, die unter den Hammer kommen, befinden sich etliche, die Interessierte der verstorbenen KAC-Förderin zuschreiben. Das markanteste ist der rot-weiße Fanschal, den manche wie auch die zum Verkauf stehenden Pelzmäntel von Fotos, die Goess-Horten bei Spielbesuchen zeigen, wiederzuerkennen glauben. Etliche Koffer und Textilien tragen die Initialen der Milliardärin. Darüber hinaus sind unter den Tausenden Auktionsobjekten etliche Mopsfiguren in allen Farben und Größen, was ebenfalls auf die tierliebende Verstorbene hindeutet.

Der Fanschal, der Heidi Goess-Horten gehört haben könnte, steht ebenfalls zum Verkauf
Der Fanschal, der Heidi Goess-Horten gehört haben könnte, steht ebenfalls zum Verkauf © Weichselbraun Helmuth

Auf diese Indizien angesprochen, schweigt Cavinnash-Chef Ludwig Sadjak hartnäckig: „Ich darf meinen Auftraggeber nicht nennen.“ Diese Verschwiegenheit und Handschlagqualität seien wesentliche Eckpfeiler des Unternehmens, das er seit 2005 mit Richard Andrä aufgebaut hat. Angefangen hat es klein mit dem Ankauf einer Verlassenschaft. Mittlerweile hat das Unternehmen rund 20 Vollzeitmitarbeiter und sogar eine eigene Schätzmeisterin. Jedes Stück geht, bevor es zu einem Rufpreis von einem Euro in einer Auktion angeboten wird, durch die Hände von Eva Menard. „Das Wissen wächst mit jedem Stück“, sagt die Schätzmeisterin. In manchen Bereichen wie etwa bei Kunst hole sie trotzdem eine zweite Meinung ein.

Blauen Mauritius, Haider-Porsche

Die Aufträge reichen von Haushalts- über Autowerkstatt-Auflösungen bis hin zu Hotels, die vor einer Renovierung geräumt werden müssen, sowie Bauernhäusern, die vor einem Verkauf stehen. Kerngeschäft seien, so Andrä, die Haushaltsauflösungen. In nur einem Monat kann Cavinnash ein ganzes Haus ausräumen und alles, was noch nutzbar ist, verwerten. „Uns ist wichtig, dass nichts unnötig weggeschmissen wird, sondern weiter genutzt wird“, betont Sadjak. Um Dinge für einen Käufer attraktiv zu machen, ist oft eine Bündelung sinnvoll. So werden Kerzenpakete etwa erfolgreich fürs Basteln an Kindergruppen verkauft, die ein knappes Budget haben. Außergewöhnliche Stücke sind bei Cavinnash, das unter anderem das Sanatorium Maria Hilf vor der Sanierung, Autohäuser und die PVA St. Radegund leergeräumt hat, bereits unter den Hammer gekommen. Für Schlagzeilen haben die Auktion einer blauen Mauritius und der Verkauf des Porsche vom verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider gesorgt.

Die beiden Cavinash-Gründer und Geschäftsführer Ludwig Sadjak (links) und Richard Andrä mit Schätzmeisterin Eva Menard
Die beiden Cavinash-Gründer und Geschäftsführer Ludwig Sadjak (links) und Richard Andrä mit Schätzmeisterin Eva Menard © Weichselbraun Helmuth