Gerade erst von Apple als Absatzprimus bei Smartphones abgelöst, versuchte Samsung diese Woche den Befreiungsschlag. Mit der Präsentation des „ersten echten KI-Smartphones“, wie im Vorfeld häufig zu lesen und hören war. Tatsächlich stand die Vorstellung in San Jose, gar nicht weit von Apples Epizentrum entfernt, ganz im Zeichen von „Galaxy AI“, also dem Zusammenspiel zwischen Smartphone und Künstlicher Intelligenz, die sich englisch Artificial Intelligence (AI) ruft.
Markige Worte durften freilich nicht fehlen. Und so sprach Samsungs Smartphone-Chef TM Roh auf offener Bühne davon, dass Samsung den „globalen Standard für mobile künstliche Intelligenz“ setzen werde. Mit dem neu vorgestellten Galaxy S24 wolle man den Weg ebnen. Die, natürlich marketinggetriebene, Losung: Nach dem Feature-Phone und dem Smartphone beginnt jetzt also die Ära des AI-Phone.
13 Sprachen werden live übersetzt
Welche KI-Anwendungen Samsung mit dem neuen Galaxy ins Schaufenster stellt? Nun, da wäre einerseits die Live-Übersetzung von Telefonaten und Gesprächen in 13 Sprachen, darunter Deutsch. Noch nicht rasend schnell, wie erste Kurztests zeigen, aber durchwegs nützlich. Weiter fortgeschritten scheint das automatische Audio-Transkript, das Gespräche umgehend verschriftlicht. In der Notizen-App wird diese Niederschrift dank generativer KI kompakt zusammengefasst.
Auch im Foto- und Videosegment setzt Samsung voll auf KI. Diese erkennt und entfernt Spiegelungen, löst Objekte aus Aufnahmen, oder wandelt Videos nachträglich in Zeitlupen-Sequenzen um. Dafür kreiert die Software zusätzliche Bilder.
Nicht zuletzt findet sich am neuen Galaxy eine KI-basierte Anwendung, die sich „Circle to search“ nennt und erst vor ein paar Tagen von Google präsentiert wurde. Man kreist dabei am Smartphone einen Bildausschnitt oder ein Wort ein und aktiviert so Googles Bilderkennungsdienst Lens. Dieser liefert anschließend zugehörige Treffer aus der Google-Suche. Eine Funktion übrigens, die der Suchmaschinen-Riese auch auf sein hauseigenes Smartphone-Flaggschiff Pixel 8 bringt.
Samsung baut auf Googles Sprachmodell
Überhaupt ist Google für Samsung in Sachen KI der wichtigste Partner. Im Rahmen der Galaxy-Präsentation wurde etwa bekannt, dass die neue Premium-Serie Googles Sprachmodell (LLM) Gemini Pro nutzen wird. Das heißt, man kann bei von Samsung entwickelten Apps und Diensten künftig auf Googles leistungsstärkstes KI-Modell zugreifen.
Spannend wird sein, welches Preismodell sich der koreanische Konzern für sein KI-Portfolio ausdenkt. Offiziell heißt es nur, dass das vollständige Galaxy-AI-Potpourri bis Ende 2025 kostenlos bleibt. Danach steht möglicherweise eine Teil-Vergebührung an. Was vermutlich wieder mit Google zu tun hat. Immerhin nutzt Samsung bei zahlreichen KI-Services die Rechnerarchitektur der Google Cloud.
Apple, weiterhin die Marketinglokomotive der Branche, will den KI-Zug freilich nicht auslassen. Der öffentliche Konter wird für Juni erwartet. Dann soll die diesjährige Entwicklerkonferenz WWDC ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz stehen. Bei der Präsentation des neuen iPhone 16, wohl im Herbst, könnte aber ausgerechnet eine banal anmutende Neuerung für Aufsehen sorgen. Es mehren sich Meldungen, wonach Apple einen weiteren Knopf, intern „Capture Button“ genannt, aufs Smartphone bringen will. Dieser soll es vereinfachen, ein Querbild zu fotografieren oder ein horizontales Video zu starten. Ein Format, das auf populären Netzwerken wie TikTok zunehmend gefragt ist.