Die Westbahn ist auf Expansionskurs. Seit Dezember fährt sie von Wien nicht nur bis Innsbruck, sondern auch bis Bregenz und zurück. Auch die Südstrecke war bzw. ist am Radar des privaten Unternehmens. Allerdings war der Zeithorizont 2030 angedacht - nach Fertigstellung des Semmering-Basistunnels.
Durch die jüngsten „Qualitätsdefizite“ der ÖBB auf der Südstrecke ist das Potenzial, das die Westbahn zwischen Wien und Villach für sich sieht, zeitlich nach vor gerückt. An das Ende des Jahres 2025, wenn der Koralmtunnel fertig sein wird. „Ja, wir sind dabei, uns anzuschauen, ob es eine frühere Möglichkeit gibt, in den Markt einzusteigen“, bestätigt Westbahn-Geschäftsführer Thomas Posch gegenüber der Kleinen Zeitung. „Wir prüfen gerade andere Hersteller für Zug-Garnituren und loten aus, was möglich wäre. Die Gespräche laufen.“ Die Westbahn fährt bisher ausschließlich mit Doppelstock-Garnituren. Sie müsste von diesem Konzept abrücken, denn die derzeitigen kurzen Tunnel auf der Strecke sind dafür zu niedrig. „Das würden wir auch tun“, so Posch, „um nach 2030 wieder zu unserem bewährten Doppelstock-Konzept umzuschwenken, denn es ist für die Kunden bequem und ermöglicht einen flotten Fahrgastwechsel.“
Die Interessensbekundung ist eine indirekte Kritik an den Direktvergaben an die ÖBB, die auf der Südstrecke mit Verkehrsdiensten offiziell beauftragt ist und subventioniert wird. Die Verträge seien zum Teil bereits bis 2034 verlängert worden.
Die Westbahn hat ihren Betrieb auf der Weststrecke 2011 aufgenommen. Sie war 2008 im Rahmen der Bahn-Liberalisierung der Europäischen Union als erste operative Tochtergesellschaft der Rail Holding gegründet worden. Aktuell werden 49,90 Prozent der Anteile von der Haselsteiner Familien-Privatstiftung, 32,70 Prozent von der Augusta Holding und mit 17,40 Prozent ist die französische Bahngesellschaft SNCF über ein Joint Venture beteiligt.