„Die Lage in der heimischen Wirtschaft ist weiter angespannt, aber vereinzelt zeigen sich zumindest konjunkturelle Lichtblicke“, so der Befund von Stefan Bruckbauer. Der Chefökonom der Bank Austria (BA) hat soeben den aktuellen Konjunkturindikator seines Instituts veröffentlicht. Dieser ist im Dezember gestiegen, liegt mit minus 3,8 Punkten aber nach wie vor im roten Bereich.
Zumindest signalisiere der Wert damit „keine weitere Verschlechterung der Konjunktur in Österreich“, so Bruckbauer. „Die österreichische Wirtschaftsleistung wird gegen Ende 2023 nochmals nachgelassen haben und war damit das dritte Quartal in Folge rückläufig.“ Maßgeblich für die Verbesserung des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators zum Jahreswechsel sei demnach „die spürbare Aufhellung der Stimmung im Dienstleistungssektor“ gewesen, unterstützt durch die weniger pessimistische Grundstimmung der Konsumenten als Folge der verlangsamten Inflation und hohen Lohnabschlüsse.
„Neben der Aufhellung im Dienstleistungssektor hat auch die Verbesserung in der Bauwirtschaft die Konjunkturstimmung in Österreich nach oben gezogen. Der negative Trend durch die Energiekrise und die folgenden Preissteigerungen weicht langsam der Erwartung positiver Einkommenseffekte und sinkender Zinsen“, so BA-Ökonom Walter Pudschedl. „Allerdings belastet nach wie vor die Schwäche in der Industrie, die sich zum Jahresende sogar noch etwas vertieft hat. Das neuerlich verbesserte Exportumfeld wirkt sich jedoch bereits positiv auf die Produktionserwartungen der heimischen Betriebe aus.“
Grundlegende wirtschaftliche Erholung frühestens ab Spätsommer
Die österreichische Wirtschaft starte dennoch unter „schwierigen Rahmenbedingungen ins neue Jahr 2024“. U. a. wird auf die stark spürbaren „Auswirkungen der Verschärfung der Geldpolitik auf die Investitionstätigkeit“ verwiesen. Diese setze insbesondere dem Produktionssektor zu. Zudem würden die Impulse aus der globalen Wirtschaft fehlen. Immerhin: Erste Frühindikatoren würden „auf eine leichte Belebung des weltweiten Handels hinweisen, was dem österreichischen Exportgeschäft schrittweise mehr Schwung verleihen dürfte“.
Die Prognose: „Aufgrund der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen erwarten wir in den kommenden Monaten eine weiterhin sehr träge Wirtschaftsentwicklung in Österreich.“ Zwar sei mit Beginn des Jahres vom Ende der Rezession auszugehen, „doch die leichte Verbesserung der Konjunkturstimmung lässt bislang keine Erholung erwarten, die diesen Namen wirklich verdient“, sagt Puschedl. „Erst ab der zweiten Jahreshälfte sollte, gestützt auf einer Belebung des Konsums und des Welthandels, eine grundlegende wirtschaftliche Erholung einsetzen.“ Mit höherer Dynamik ab dem Spätsommer sei für 2024 „dennoch nur ein Wirtschaftswachstum von deutlich unter einem Prozent in Sicht“.
Wohl nur langsame Lockerung der Geldpolitik
Eine Schlüsselrolle kommt der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank zu. „Angesichts der schwachen Konjunktur und des deutlichen Rückgangs der Inflation im Euroraum wird die Europäische Zentralbank im Jahr 2024 einen Zinssenkungszyklus starten. Aufgrund der bisherigen Aussagen der Mitglieder des EZB-Rats ist von einer ersten Lockerung der Geldpolitik jedoch erst im Juni 2024 und einer eher vorsichtigen Annäherung an das neutrale Zinsniveau auszugehen“, so Bruckbauer. Bis Ende 2024 dürften die Leitzinsen um 75 Basispunkte und 2025 um weitere 100 Basispunkte gesenkt werden, so dass sich der Refinanzierungssatz von aktuell 4,50 Prozent schrittweise auf 2,75 Prozent bis Ende 2025 verringern sollte. „Damit besteht jedoch die Gefahr eines zu späten Beginns der Zinssenkungen, der sich speziell als Hemmschuh für Investitionen erweisen könnte. Die EZB scheint vorerst einen tendenziell restriktiven und damit kaum die Konjunktur unterstützenden geldpolitischen Kurs fortsetzen zu wollen.“
Deutlich höher als im Euroraum werde die Inflation 2024 erneut in Österreich ausfallen. Allerdings wird sich der Rückgang der Teuerung fortsetzen, wenn auch nur relativ langsam. „Für unsere Prognose von 3,6 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024 und 2,3 Prozent 2025 bestehen jedoch mittlerweile deutliche Risiken nach oben“, so Pudschedl.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt dürfte sich trotz der Aussicht auf eine beginnende Erholung der Konjunktur vorerst noch weiter verschlechtern. „Wir erwarten für 2024 einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf durchschnittlich 6,7 Prozent von 6,4 Prozent 2023. Erst ab dem Herbst sollte das stärkere Wirtschaftswachstum eine Verbesserung ermöglichen und die Arbeitslosenquote dürfte 2025 auf voraussichtlich 6,5 Prozent sinken“, sagt Pudschedl