„Es gibt eine neue Herausforderung, die wir als Unternehmerinnen und Unternehmer Tag für Tag spüren: Leistungswille, Eigenverantwortung und selbstständiges Denken und Handeln kommen in unserem Land immer mehr unter Druck“, lautet der Befund von Josef Herk, Präsident der steirischen Wirtschaftskammer. Den traditionellen Neujahrsempfang der WK nützte Herk, fünf Thesen einer „Leistungsagenda“ zu postulieren. Deren Kern: Leistung müsse sich lohnen. „Wir müssen alles daransetzen, den Grundwasserspiegel von Leistungswillen und Eigenverantwortung wieder zu heben“, so Herk in seiner Rede an die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Politik Dienstagabend im Europasaal der WK. Selbstständigkeit beginne nicht mit dem Gewerbeschein, „sondern mit der Schultüte!“
„Über kurz oder lang unleistbar . . .“
Wohlstand sei keine Selbstverständlichkeit, kein Bürgerrecht, sondern müsse jeden Tag erarbeitet werden, geißelte Herk das „überbordende Sozialsystem, das eine Vollkaskomentalität fördert“. Kritik übte der WK-Boss in diesem Zusammenhang vor allem an der hohen Teilzeitquote in Österreich; jede und jeder Dritte in Österreich entscheide sich für Teilzeit – auch ohne Betreuungspflichten. Zu hinterfragen sei nicht die individuelle Entscheidung, sondern ein System, das solche Phänomene fördert. „Dadurch wird unser Sozialsystem über kurz oder lang unleistbar, zumindest, wenn es jeder Vollzeit nutzen will“, sagte Herk. Wer in Österreich aber mehr arbeiten wolle, werde mit zu hohen Steuern und Abgaben „bestraft“. Hinzu komme aber, dass immer öfter vermittelt werde, dass „Arbeit leidvoll und Freizeit alles ist“.
„Überflüssige Gesetze und Verordnungen“
Weitere Thesen bzw. Forderungen der Wirtschaftsvertreter richten sich etwa gegen „überflüssige Gesetze und Verordnungen“, die Unternehmen oft zum „Spielball bürokratischer Fantasien“ machten. Das Bildungssystem müsse endlich im 21. Jahrhundert ankommen. Denn „nach wie vor werden junge Menschen mit Wissen vollgestopft, statt Eigenverantwortung und Talente zu fördern“.