„Nach unserer Einschätzung werden die negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Entwicklung der letzten Wochen mit überproportionalen Insolvenzeröffnungen prolongieren“ – die Gläubigerschützer des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) rechnen nach dem Zuwachs der Unternehmensinsolvenzen im Vorjahr auch heuer mit Zuwächsen. „Wir werden auch im Jahr 2024 mit einem weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen rechnen müssen, welcher das Vorkrisenniveau 2019 wiederum überschreiten wird“, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Analyse.
Das vergangene Jahr war österreichweit ein außergewöhnliches Pleitenjahr. „Die sieben im Jahr 2023 in Österreich eröffneten Insolvenzen aus dem Signa-Konzern führten zu einem in der österreichischen Insolvenzpraxis noch nie da gewesenen explosionsartigen Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten auf 13,97 Milliarden Euro, wovon 10,44 Milliarden auf die im vierten Quartal 2023 eröffneten Insolvenzverfahren des Signa-Konzerns entfallen“, so der AKV.
430 eröffnete Insolvenzverfahren in der Steiermark
Unterm Strich legte die Zahl der Firmeninsolvenzen in Österreich im Vorjahr um 15,96 Prozent zu. In der Steiermark habe die Steigerungsrate – im Vergleich zum Jahr davor – sogar 19,78 Prozent auf 430 eröffnete Verfahren betragen. „Die eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nicht nur über dem Vorjahreswert, sondern auch über den Werten vor der Covid-19-Pandemie, und zwar um 11,11 Prozent über den 387 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2019 und um 5,39 Prozent über den 408 eröffneten Firmeninsolvenzen im Jahr 2018“, heißt es in der Jahresstatistik des AKV.
Weiterhin auf hohem Niveau würden sich zudem auch die Insolvenzabweisungen mangels Masse bewegen. „Diese haben sich bereits im Jahr 2022 um 71,15 Prozent auf 165 Fälle drastisch erhöht. Im Jahr 2023 erfolgte eine weitere Zunahme um 26,06 Prozent auf 208 Abweisungsbeschlüsse. In diesen Fällen wird aufgrund des fehlenden Vermögens gar kein formelles Insolvenzverfahren eröffnet.“
Bau, Handel und Gastro am stärksten betroffen
Immerhin: Während bundesweit aufgrund zahlreicher Großinsolvenzen die gefährdeten Arbeitsplätze um 54,53 Prozent auf 18.434 betroffene Beschäftigte gestiegen sind und sich die Gesamtpassiva mehr als versechsfacht haben, sei die Steiermark 2023 weitgehend von Großinsolvenzen verschont geblieben. „Abweichend zum Bundestrend sind trotz des Anstiegs an Verfahren in der Steiermark beide Kennzahlen annähernd gleich geblieben.“ Konkret lagen die Gesamtpassiva steirischer Firmenpleiten im Vorjahr bei 301,13 Millionen Euro, 2022 waren es 300,13 Millionen. Die Zahl der betroffenen Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer lag laut AKV-Aufstellung 2023 bei 2135 und 2022 bei 2182.
Die Branche mit den zahlenmäßig meisten Insolvenzen war die Baubranche mit 98 Insolvenzfällen, gefolgt vom Handel (94) und der Gastronomie (75). Pro Woche, so der AKV, werden im Schnitt über das Vermögen von acht steirischen Unternehmen Insolvenzverfahren eröffnet.