Wenn die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas heute offiziell ihre Pforten öffnet, markiert sie zugleich den Start ins neue Technologiejahr. 130.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer säumen auf der Suche nach den Produkten und Technologien von morgen dieser Tage die Wüstenstadt. Vom „größten Technologietreffen der Welt“ spricht der Veranstalter selbstbewusst. Wohlwissend, dass die ganz großen Produktvorstellungen längst abseits und im Nachhall des Massenauflaufs stattfinden. Als Fernrohr der Branche fungiert die CES aber jedenfalls weiterhin.
Freilich keine Überraschung ist, dass sich in Las Vegas heuer alles um Künstliche Intelligenz (KI) dreht. Seit dem Durchbruch des Chatbots ChatGPT Ende 2022 zirkulieren der Großteil von Geld und Aufmerksamkeit in der Tech-Szene um KI und dazu passende Anwendungen und Gerätschaften. Und ja, man wird das Gefühl nicht los, KI passt zu so ziemlich jedem Produkt, das neu auf den Markt kommt.
Ein Blick in den wuchernden Gemüsegarten gefällig? Gebetsmühlenartig betont auf der CES etwa LG, dass nur KI im Fernseher helfe, das Maximum an Bildqualität herauszuholen. So unterscheiden Algorithmen der neuen QNED-Serie zwischen Gesichtern, Objekten oder Hintergründen einer Filmszene und passen das Bild in Folge entsprechend an. Samsung wiederum zeigt einen KI-Staubsauger, der Flecken ausfindig macht und selbstständig Hartboden und Teppich ausmacht. Zugleich wurde spruchreif, dass die Südkoreaner am 17. Jänner ihr neues Smartphone-Flaggschiff Galaxy S24 präsentieren wollen. Als „KI-Phone“, versteht sich. Auch Intel übt sich nicht in Zurückhaltung und versucht gleich gar nicht, das Megathema auszusparen. Das CES-Motto des Chipspezialisten? „AI everywhere“, KI überall also.
„KI-PCs“ und eine eigene KI-Taste für Windows
Intel führt uns auch auf direktem Wege zu einer weiteren Spielart von Künstlicher Intelligenz. Die Prozessoren des US-Herstellers veranlassen Laptop-Hersteller Lenovo, „KI-PCs“ zu bewerben, die KI-Anwendungen schneller laufen lassen. In die Annalen des Marketings gehen dadurch wohl die „Ultrabooks“ ein. Apropos Geschichte: Zum ersten Mal seit 1994 ergänzt Microsoft die Windows-Tastatur. Womit? Jaja, Sie wissen längst Bescheid, mit einer Taste für den „KI-Copiloten“.
Künstlich intelligent sind in Las Vegas zurzeit aber auch Kühlschränke, die per Bilderkennung nicht nur mehr als 30 Objekte zuordnen, sondern gleich auch noch passende Rezepte zum gekühlten Innenraum anbieten. Der Roboter Oro wiederum wurde als Spielgeselle für Hunde konzipiert. Dank Kamera und gehörig Software werden den Vierbeinern Bälle zugeworfen, ohne dabei die Porzellanvase zu schrotten. Und weil nach dem Spiel bekanntlich vor dem Fressen ist, aktiviert Oro im Bedarfsfall selbst auch gleich den verknüpften Futterautomaten.
Tierisch geht es auch bei Swarovski Optik zu. Ein Fernglas des Unternehmens hilft nicht nur beim Erfassen von Vögeln, sondern teilt gleich auch noch mit, um welche Gattung es sich handelt. Zum stolzen Preis von knapp 4600 Euro, versteht sich. Deutlich günstiger – und nicht minder originell – ist der auf der CES groß hergezeigte Luftfilter von Taiga. Zur Abwechselung basiert das knapp 100 Dollar teure Stück auch nicht auf KI. Die frische Luft gibt es dank integriertem Moos.
Apple Vision Pro: Verkaufsstart schon im Februar
Der prominenteste Abstinente in Nevada ist auch heuer wieder Apple. Der IT-Krösus meidet große Messen traditionell, wohler fühlen sich die Kalifornier als Alleinunterhalter. Was Apple freilich nicht davon abhält, Aufmerksamkeit von der CES auf eigene Belange zu lenken. So wurde just am Montag verlautbart, dass Apples erste eigene Datenbrille, die Vision Pro, bereits im Februar – und damit früher als zuletzt kolportiert – auf den US-Markt kommt. Die Vorbestellungen beginnen am 19. Jänner, zu einem möglichen Start in Europa hält sich der iPhone-Konzern noch bedeckt.
Ach ja, KI hat natürlich auch Apple groß auf der Agenda. Wie, wozu und wofür wird der Konzern wohl im Juni erklären. Dann geht die alljährliche Entwicklerkonferenz WWDC über die Bühne.