Der österreichische Kartonhersteller Mayr-Melnhof will sich von seiner erst 2022 erworbenen Produktionsstätte in der italienischen Adria-Stadt Cervia in der Provinz Ravenna trennen. Mayr-Melnhof hatte das traditionsreiche Pharma-Verpackungswerk Ex Farmografica Cervia nach der Akquisition der Verpackungssparte des britischen Unternehmens Essentra übernommen. In den vergangenen Monaten stand die Produktion infolge der katastrophalen Überschwemmungen in der norditalienischen Region Emilia Romagna im Mai still. Nach langem Tauziehen mit den Gewerkschaften kündigten die Eigentümer nun die endgültige Schließung des Standorts Cervia und die damit verbundene Kündigung der 92 Beschäftigten an.
Unwetter in der Emilia Romagna
Die italienischen Gewerkschaften beklagen, dass Mayr-Melnhof das einzige industrielle Unternehmen sei, das eine Schließung infolge der Unwetter in der Emilia Romagna angekündigt habe. Und auch, dass Mayr-Melnhof bisher unzulängliche Informationen über die Zukunft des Standorts geliefert habe. Mayr-Melnhof nutze die Unwetterkatastrophe, „um in Italien zu desinvestieren und die Produktion dorthin zu verlagern, wo man glaubt, den größten Profit zu machen“. „In der Zwischenzeit hat das Unternehmen nicht nur die vom Staat und den italienischen Steuerzahlern zur Verfügung gestellten sozialen Stoßdämpfer in Anspruch genommen, sondern auch Entschädigungen von einer Unternehmensversicherung erhalten, die Erstattungen für die erlittenen Schäden und Umsatzeinbußen garantierte“, so die Gewerkschaften.
Mayr-Melnof bestätigt, dass Konsultationsverhandlungen rund um den Standort in Cervia im Gange seien, die auch zur Schließung des Standorts führen könnten. „Ein Prozess ist in Gang gesetzt worden. Die Gespräche sind erst am Anfang“, erklärt ein Konzernsprecher. Das Werk sei nach einer längeren Pause mit reduziertem Betrieb wieder aktiv. Gespräche seien mit einem möglichen Interessenten im Gange, der das Werk übernehmen könnte.