„Um den Fortbestand von Niceshops zu sichern, ist es unabdingbar, massive Einsparungen vorzunehmen”, betont Erik Neutzner, Finanzchef des steirischen Onlinehandels- und E-Commerce-Dienstleisters Niceshops am Montag in einer Aussendung. Zwar habe man Verluste im Vergleich zu 2022 reduzieren können, das habe für eine wirtschaftliche Stabilisierung jedoch noch nicht ausgereicht.
Neben umfassenden Maßnahmen an Kosteneinsparungen – unter anderem durch die Auflösung von defizitären Unternehmensbereichen – „mussten erhebliche personelle Einschnitte beschlossen werden. Im Zuge dessen wurde heute die geplante Kündigung von maximal 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (bis zu 50 am Standort Saaz, bis zu 40 am Standort Graz) dem AMS gemeldet.
„Unter den aktuellen Marktbedingungen können wir die Fortführung unserer Wachstumsstrategie schlichtweg nicht finanzieren. Wir werden jetzt effizienter und uns auf unsere Stärken fokussieren. Unser Ziel ist ein klar positives Ergebnis im Geschäftsjahr 2024“, so Niceshops-Gründer Roland Fink. Das Marktumfeld wird sich für den Handel und speziell für den Onlinehandel nach Ansicht vieler Branchenkenner im Jahr 2024 nicht wesentlich ändern. „Aktuelle Insolvenzen und massive Einschnitte bei europäischen Onlineportalen sind Ausdruck dessen“, wird betont.
Trotz der schmerzlichen Eingriffe wolle man „am nachhaltigen Engagement festhalten“. Fink: „Für mich persönlich ist das ein herber Rückschlag, den ich in meiner Verantwortung sehe. Die in Gang gesetzten Maßnahmen werden Niceshops wieder auf gesunde wirtschaftliche Beine stellen. Sie gehen jedoch auf Kosten von Menschen, die sich teilweise über viele Jahre für unser gemeinsames Ziel engagiert haben.“
Tiefe Spuren hinterlassen
Eine „Zügelung des Expansionsdrangs“ sowie eine „Neuordnung samt finanzieller Restrukturierung“ hatte der im Herbst installierte Finanzchef Neutzner bereits im November im Gespräch mit der Kleinen Zeitung angekündigt. Die Wachstumskurve des vielfach prämierten steirischen E-Commerce-Spezialisten Niceshops hat sich zuletzt signifikant abgeflacht, in einzelnen Bereichen mussten kräftige Rückgänge verbucht werden – und es wurden, wie berichtet, deutliche Verluste verbucht. Der Mix aus Teuerung, Zinsanstieg, Konsumzurückhaltung und der generellen makroökonomischen Unsicherheit hat tiefe Spuren hinterlassen.
Davor war das Wachstum der vergangenen Jahre – zusätzlich angeschoben vom Onlinehandels-Boom in der Pandemiezeit – bemerkenswert: Binnen fünf Jahren haben die Jahresumsätze von rund 38 Millionen auf 156 Millionen Euro im Jahr 2022 zugelegt, zudem wurden in den Ausbau des Standorts in Saaz (Paldau) sowie u. a. in der Grazer Annenstraße viele Millionen Euro investiert. Hinzu kamen zahlreiche Zukäufe von Start-ups. Laut Unternehmensangaben standen Ende des Vorjahres knapp 460 Beschäftigte hinter den rund 40 Onlineshop-Portalen, die in 16 Sprachen übersetzt sowie serviciert werden – und 1,7 Millionen aktive Kundinnen und Kunden erreichen. Nun kommt es zum Abbau. Niceshops wurde Ende 2010 von Roland Fink gegründet.