Eine neue Berechnungsformel für Strom, der zum Marktpreis an die Abwicklungsstelle OeMAG verkauft wird, sorgt bei vielen Betreibern von privaten Photovoltaikanlagen für Diskussionen. Der genaue Preis, zu dem die eingespeiste Strommenge vergütet wird, steht nun erst im Nachhinein fest. Für Jänner, Februar und März liegt der Preis zwischen 9,63 und 5,78 Cent pro Kilowattstunde. Betroffen sind über 100.000 PV-Anlagenbetreiber, die Marktpreisverträge mit der OeMAG haben.
Für jedes Monat ein anderer Preis
Die neue Formel wurde im Dezember im Parlament mit Zweidrittelmehrheit beschlossen. Sie ist deutlich komplizierter als die bisherige Berechnung. Bis Ende 2023 errechnete sich die OeMAG-Vergütung aus dem Mittelwert der letzten fünf Handelstage vor Beginn des jeweiligen Quartals und den Strompreisnotierungen der jeweils nächsten vier Quartale.Dieser Mittelwert, der von der Regulierungsbehörde E-Control immer zu Beginn des Quartals veröffentlicht wird, spielt bei der OeMAG zwar weiter eine Rolle, bildet nun aber nur noch die Obergrenze der Vergütung. Abhängig von den Strompreisen am Spotmarkt kann der Preis, den die OeMAG pro Kilowattstunde (kWh) bezahlt, aber auch auf 60 Prozent des von der E-Control ermittelten Marktpreises sinken.
Stromkunde mit Stundentarif
Für das erste Quartal 2024 veröffentliche die E-Control am Mittwoch einen Wert von 9,63 Cent pro kWh. Damit ergibt sich für die OeMAG eine Preisspanne von 5,78 bis 9,63 Cent. Die tatsächliche Hohe der Vergütung hängt dann vom Spotmarkt ab und wird monatlich im Nachhinein von der OeMAG ermittelt und veröffentlicht. Die Änderung bedeutet auch, dass sich für jedes Monat des jeweiligen Quartals ein anderer Preis innerhalb der Preisspanne ergibt. Unverändert blieben die Kosten für Ausgleichsenergie, diese werden wie bisher von der OeMAG abgezogen.
„Die Zeiten sind vorbei“
In einer Facebook-Gruppe, wo sich Besitzer von privaten Photovoltaikanlagen austauschen, hat jemand ausgerechnet, wie hoch der mittlere Day-Ahead-Preis für Dezember 2023 an der Epex Spot gewesen wäre, er lag demnach bei 6,9 Cent. Nicht berücksichtigt ist darin allerdings die Gewichtung nach der von der OeMAG vermarkteten Menge. Wäre auch der mengengewichteten Day-Ahead-Preis bei 6,9 Cent gelegen und hätte die neue Formel schon gegolten, wäre die Untergrenze schlagend geworden und die OeMAG hätte 60 Prozent des E-Control-Preises von 12,46 Cent für das vierte Quartal 2023, also 7,48 Cent bezahlt.
Auf Facebook erwarten die PV-Besitzer deutlich niedrigere Einspeisevergütungen. „Die Zeiten vom großen Geld verdienen sind vorbei“, so ein Nutzer, meinte aber, dass auch sieben Cent immer noch ein guter Preis seien, wenn man an die Zeit vor dem Ukraine-Krieg denke. Andere wiederum rechnen mit fünf bis sechs Cent und denken bereits über einen Wechsel des Anbieters nach. Empfohlen wird auch, den Eigenverbrauch zu maximieren oder sich nach einer Energiegemeinschaft umzuschauen.
Warum neue Formel notwendig wurde
Die neue Berechnungsformel war notwendig geworden, weil die OeMAG-Vergütungen zuletzt deutlich höher lagen als PV-Strom am Spotmarkt tatsächlich wert ist. Teilweise kommt es nämlich durch den PV-Boom zu Stromüberschüssen, vor allem an sonnigen Tagen zur Mittagszeit, wodurch die stündlichen Strompreise sinken und teilweise sogar ins Minus drehen. Der Marktpreis hingegen war am Höhepunkt der durch den russischen Einmarsch in der Ukraine ausgelösten Energiekrise auf bis zu 51,45 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Die OeMAG verzeichnete in der Folge einen Ansturm von PV-Anlagenbetreibern, die mit der Einspeisung zur Abwicklungsstelle wechselten, um den Strom teuer an die staatliche Abwicklungsstelle zu verkaufen.