Wieder einmal bemühen die Immobilien-Propheten Karl Valentin. „Die Zukunft war früher auch besser“, sagt Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer des Makler-Netzwerkes Remax Austria, wenn er über die aktuelle Lage am Österreichischen Immobilienmarkt spricht. Auf den Nachfrage-Boom während der Corona-Zeit folgten die hohen Zinsen, die hohen Baukosten: 2023 wurden in Österreich um 25 Prozent weniger Immobilien gekauft als 2022, konkret wird mit 110.000 Verbücherungen gerechnet – nach über 145.000 im Jahr davor. Die aufsummierten Kaufsummen betrugen 33 Milliarden Euro, während sie 2022 noch 44 Milliarden Euro ausgemacht haben. Somit stieg und steigt das Angebot: 147.000 Immobilien (zum Kauf und zur Miete) sind in Österreich derzeit online am Markt – so viel wie lange nicht.

Für 2024 rechnet Remax mit einer stimmungsmäßigen Verbesserung, wobei weniger schlecht dabei schon als besser gilt. „Fakt ist, es gibt keine Jubelmeldungen. Das Angebot an Wohnimmobilien zum Kauf wird in Österreich weiter steigen, die Nachfrage weiter sinken“, so Reikersdorfer, „aber nur noch halb so schnell wie zuletzt.“ Laut einer Umfrage unter den Remax-Maklern wird die Nachfrage um 4,3 Prozent sinken, das Angebot um acht Prozent steigen.

„Finanzierungsprobleme der Mittelschicht“

Die fallenden Preise – prognostiziert sind minus 6,7 Prozent – freut die Käufer, sofern sie sich generell einen Immobilienkauf leisten können. „Die schwächere Nachfrage ist eine Konsequenz von Finanzierungsschwierigkeiten in der Mittelschicht. Das Problem ist weniger, dass sich zu wenig Menschen Immobilienkredite leisten können, sondern dass es sich manche aufgrund unsinniger Vorschriften nicht leisten dürfen, Stichwort Kreditvergaberichtlinien. Dabei wäre gerade die Schaffung von Wohnungseigentum während der Berufszeit so wichtig, damit in der Pension mehr frei verfügbares Einkommen zur Verfügung steht und keine Altersarmut droht“, so Reikersdorfer. Remax-Marktanalyst Anton Nenning ergänzt: „Nicht der Wunsch, sondern die Leistbarkeit dominiert die Nachfrage nach Wohnimmobilien.“ Sogar das Angebot an Baugrundstücken wächst – um etwa ein Prozent, nachdem es seit Jahren zurückgegangen ist. Weiterhin gilt: Je besser die Lage, desto besser.

Marktentwicklung von Eigentumswohnungen seit 2015
Marktentwicklung von Eigentumswohnungen seit 2015 © Remax
Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer: „Die schwächere Nachfrage ist eine Konsequenz von Finanzierungsschwierigkeiten in der Mittelschicht“ 
Remax-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer: „Die schwächere Nachfrage ist eine Konsequenz von Finanzierungsschwierigkeiten in der Mittelschicht“  © Remax

Nicht alle Bundesländer werden laut Remax von den Veränderungen am Immobilienmarkt gleich betroffen sein. Bei der Nachfrage reicht die Bandbreite von minus 0,1 Prozent in Wien bis minus 8,9 Prozent im Burgenland und minus zwölf Prozent in Vorarlberg. Bei der Preiserwartung reicht die Bandbreite von minus drei Prozent in Kärnten und minus 4,4 Prozent in Wien bis zu minus 7,4 in der Steiermark. Die Preise von Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern sollen in der Steiermark in diesem Jahr sogar um sechs bzw. sieben Prozent nachgeben.

Erwartete Preisänderungen bei Mietwohnungen in Toplage
Erwartete Preisänderungen bei Mietwohnungen in Toplage © Remax

Mietwohnungen boomen

Mietwohnungen hingegen boomen. „Weitere Nachfragesteigerungen sind 2024 zu erwarten. Je zentraler, je stärker. Die Devise lautet: Zurück in die Stadt“, sagt Reikersdorfer. Gleichzeitig geht das Angebot zurück, 31.600 Mietwohnung werden derzeit in Österreich online angeboten. Angebot und Nachfrage ergibt den Preis – der bei Mietwohnungen somit im Steigen ist. In Kärnten dürfte die Preissteigerung von Mietwohnungen in Toplage laut Remax heuer 6,2 Prozent betragen, in der Steiermark 1,3 Prozent. Der Österreichdurchschnitt wird bei 3,3 Prozent erwartet.

Remax-Preisprognose für 2024
Remax-Preisprognose für 2024 © Remax Austria

Nicht rosig, aber weniger schlecht als 2023 sieht es bei Gewerbeimmobilien aus. So waren Geschäftslokale im Vorjahr in der Gunst der Immobilieninteressenten ganz unten angesiedelt. Das werde sich für 2024 nur „atmosphärisch verbessern“, heißt es von Remax. Ein weiterer Rückgang wird beim Bedarf nach Büroflächen erwartet – Stichwort Homeoffice.