Es sind bemerkenswerte Zahlen, die dennoch mit einem großen „Aber“ versehen sind. Die steirischen Exporte haben im ersten Halbjahr 2023 um deutliche 6,2 Prozent – oder 900 Millionen Euro – auf 15,3 Milliarden Euro zugelegt, wie die aktuell veröffentlichten Zahlen der Statistik Austria belegen. Es ist der höchste Wert, der je für die ersten sechs Monate eines Jahres in der Steiermark verzeichnet wurde. Das kann vor dem Hintergrund der sehr schwierigen gesamtwirtschaftlichen Kulisse als Lichtblick gewertet werden, wenngleich auch die höheren Preise zu diesem Anstieg des Außenhandelsvolumens beigetragen haben. Die Statistik für das erste Halbjahr 2023 sei durchaus erfreulich, schließlich seien „Exporterfolge unserer Unternehmen entscheidend für eine positive wirtschaftliche Entwicklung“, wie die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl unterstreicht. Das „Aber“: „Die Bilanz darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die heimische Wirtschaft aktuell zu kämpfen hat.“
„Noch in der Zeit vor der Industrierezession ...“
Sehr deutlich wird in diesem Zusammenhang der steirische Industriepräsident Stefan Stolitzka: „Von den grundsätzlich erfreulichen Exportzahlen des ersten Halbjahres 2023 dürfen wir uns nicht verleiten lassen. Sie entwickelten sich noch in der Zeit vor der Industrierezession, die sich gerade in den letzten Monaten für den produzierenden Sektor und damit jene Betriebe, die mehrheitlich exportieren, verfestigt hat.“ Umso entscheidender sei es nun, die Wettbewerbsfähigkeit, „die wir zunehmend gefährdet sehen“, durch standortpolitische Attraktivierungen zu sichern. Auch der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk betont: „Unsere Exportbetriebe stehen aktuell schwer unter Druck. Auch die innovativsten Unternehmen mit den besten Produkten brauchen Rahmenbedingungen – Stichwort hohe Arbeits- und Energiekosten –, die eine Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten zulassen.“ Denn zeigen die Daten, dass der Erfolgsgeschichte des steirischen Außenhandels durch Qualität und Innovationsgrad steirischer Produkte auch in konjunkturell schwierigen Zeiten „ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden konnte“.
Ziel müsse auch die Öffnung und Erschließung neuer Märkte sein, so Manfred Kainz vom Außenhandelsgremium der Wirtschaftskammer. Wachstum, Beschäftigung und mehr Wohlstand, so Kainz, „werden künftig vor allem über den Außenhandel möglich sein“. Man müsse „gerade jetzt bestehende Chancen für wirtschaftliches Wachstum nutzen und neben unseren wichtigsten Handelspartnern auch neue Märkte bearbeiten, die Potenzial haben“, sagt Eibinger-Miedl. Für die Steiermark steht heuer daher insbesondere Indien im Fokus, wo – im März auch im Zuge einer Delegationsreise – Marktchancen für steirische Unternehmen ausgelotet werden.
Kräftiger Zuwachs bei der steirischen Ausfuhren in die USA
Das Ranking der wichtigsten steirischen Handelspartner führte im ersten Halbjahr 2023 weiterhin – mit Abstand – Deutschland an. Die Exporte stiegen hier von Jänner bis Juni 2023 um 8,4 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro – im Vergleich zum Zeitraum im Jahr davor. Dahinter folgen die USA, hier wurde ein sattes Plus von 35,1 Prozent auf ein Exportvolumen von 1,6 Milliarden Euro verzeichnet. Auf Platz drei folgt Italien (minus 8,8 Prozent auf 968 Millionen Euro). Platz vier und fünf im steirischen Export-Ranking nehmen China (minus 5,8 Prozent auf 755 Millionen Euro) und Großbritannien (plus 5,9 Prozent auf 637 Millionen Euro) ein.
Mit Blick auf die einzelnen Märkte wurde in den USA mit einem Plus von 409 Millionen Euro der größte Zuwachs in absoluten Zahlen registriert, das deutlichste prozentuelle Wachstum entfiel mit plus 40,1 Prozent auf Exporte in die Türkei (auf 192 Millionen Euro). Die Liste der wichtigsten Exportgüter der Steiermark führen „Zugmaschinen und Kraftwagen“ mit einem Volumen von 3,7 Milliarden Euro an, dahinter folgen „Maschinen und mechanische Geräte“ (1,9 Milliarden Euro) sowie „Elektrische Maschinen und elektronische Waren“ (1,4 Milliarden Euro) an.