Künstliche Intelligenz (KI) elektrisiert die Börsianer: Große Technologieunternehmen aus den USA dominieren die Weltbörsen zum Ende dieses Jahres wie noch nie. Apple bleibt mit einem Börsenwert von 3,00 Billionen Dollar (ca. 2,7 Billionen Euro) die unangefochtene Nummer eins, wie aus der am Freitag veröffentlichten Rangliste der Unternehmensberatung EY hervorgeht. Microsoft schiebt sich mit 2,78 Billionen Dollar an Saudi Aramco (2,14 Billionen Dollar) vorbei auf Platz zwei.
Der saudi-arabische Ölriese ist das einzige der zwölf wertvollsten Unternehmen der Welt, das nicht aus den USA kommt. Mit SAP und Siemens haben zwei Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft die Rückkehr in die „Top 100“ geschafft. Ende 2022 war dort kein Unternehmen aus Deutschland vertreten.
Lieblinge der Investoren
„In diesem Jahr hat vor allem das Thema KI die Fantasie der Anleger und damit die Börsenkurse beflügelt“, sagt EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers. Inzwischen sei klar, welche wirtschaftlichen Potenziale, aber auch welche gesellschaftliche Veränderungen KI mit sich bringe. „Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, haben sich zu Lieblingen der Investoren entwickelt.“ Der Grafikchip-Spezialist Nvidia etwa hat den Börsenwert in diesem Jahr mehr als verdreifacht. Mit 1,22 Billionen Dollar sprangen die Amerikaner von Platz 17 auf Platz sechs der Rangliste. Der Facebook-Konzern Meta hat seine Marktkapitalisierung fast verdreifacht und arbeitete sich mit 920 Milliarden Dollar von Rang 24 auf sieben vor. Apple-Aktien legten um 45 Prozent, Microsoft um 55 Prozent zu.
Im Schnitt haben die „Top 10“ an den weltweiten Börsen um 29 Prozent an Wert gewonnen, zusammen sind sie nun 36,5 Billionen Dollar wert. Darunter findet sich mit der Beteiligungsfirma Berkshire Hathaway von Anlage-Guru Warren Buffett nur ein US-Unternehmen, das nicht aus der Technologiebranche kommt.
Bedeutungsverlust trotz Abnehmspritze
Fast zwei Drittel der 100 schwersten Börsenwerte stammen aus den USA, 19 kommen aus Europa. Vor der Finanzkrise 2007 waren es noch 46, davon allein sieben aus Deutschland. Aus den USA kamen damals 32 der 100 wertvollsten Unternehmen, Ende 2023 sind es 63. EY-Manager Ahlers spricht von einem „dramatischen Bedeutungsverlust Europas“ an den Börsen.
Das wertvollste Unternehmen auf dem alten Kontinent ist nun der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, der mit der Entwicklung der Abnehmspritze „Wegovy“ Furore gemacht und sich mit einem Börsenwert von 460 Milliarden Dollar von Platz 26 auf 16 vorgeschoben hat. Novo Nordisk verdrängt den französischen Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton, Moet Hennessy) vom europäischen Spitzenplatz.
Unter den Top 100
Die wertvollsten deutschen Unternehmen kommen zwar selbst im europäischen Vergleich nicht unter die „Top 10“, sind wenigstens aber wieder unter den 100 teuersten Börsenwerten vertreten. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP rückt mit 181 Milliarden Dollar - einem Plus von mehr als 50 Prozent - von Platz 106 auf 61 vor.
Der Münchner Technologiekonzern Siemens ist mit 148 Milliarden Dollar 88. (2022: 115.) Ahlers hält den KI-Boom für eine Chance auch für Unternehmen aus Europa. „Gerade für einen Standort wie Deutschland kann KI angesichts von Fachkräftemangel und demographischem Wandel positive Wachstumsimpulse bringen.“ Beim Thema KI müsse sich Deutschland nicht verstecken.
100-Milliarden-Dollar-Grenze
Auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 100 Milliarden Dollar kommen auch die Deutsche Telekom (120 Milliarden, Platz 116) und der Münchner Versicherungsriese Allianz (105 Milliarden, Platz 131). Die Autobauer Porsche AG (Platz 181), BMW (233) und Volkswagen (261) finden sich auf den hinteren Plätzen, das Maß der Dinge in der Branche ist der US-Rivale Tesla, der mit 831 Milliarden Dollar mehr als zehnmal so hoch bewertet wird wie Porsche.
Das wertvollste Unternehmen aus der Schweiz bleibt der Nahrungsmittelkonzern Nestle mit 307 Milliarden Dollar und Platz 26 (2022: 23). Roche rutscht mit 233 Milliarden Dollar vom 31. auf den 43. Rang ab, Novartis steigert als einziger aus diesem Trio den Börsenwert, fällt aber mit 206 Milliarden Dollar auf Platz 52 (47) zurück.