Der Goldpreis hat heuer in den meisten wichtigen Währungen neue Allzeithochs markiert – auf Dollarbasis hat er um rund 14 Prozent zugelegt, in Euro ist der Wert des Goldes um zehn Prozent gestiegen. „Aber das Beste liegt noch vor uns“, ist der durch seine Edelmetall- und Rohstoffanalysen bekannte Goldexperte Ronald Stöferle überzeugt. „Ich glaube, wir werden im nächsten Jahr eine Fortsetzung dieses Rekordlaufs sehen.“
Trotz der rückläufigen Inflationsraten und trotz der stark gestiegenen Zinsen habe sich Gold in den letzten Monaten überraschend gut gehalten, sagte Stöferle im Gespräch mit der APA. Ein wesentlicher Grund dafür sei die extrem starke Goldnachfrage der Notenbanken. „Wir haben letztes Jahr ein Allzeithoch gesehen bei der Notenbank-Nachfrage mit 1100 Tonnen. Heuer schaut es so aus, als könnten wir das sogar noch übertreffen.“ Vor allem die Notenbanken der Schwellenländer würden massiv Gold zukaufen, allen voran China, aber auch Singapur und Polen sowie Russland hätten zuletzt zugekauft.
Wie lange dauert der Boom?
Vieles spricht dafür, dass der Goldpreis in nächster Zeit weiter steigen wird, glaubt Stöferle. „2300 Dollar, das wäre das nächste größere Ziel. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass wir im Laufe der nächsten ein, zwei Jahre in Richtung 2700 gehen.“ Dafür könnte sprechen, dass mit dem Allzeithoch auf Dollar-Basis auch die Investoren-Nachfrage nach Gold anspringt – also die Nachfrage seitens der ETFs (Exchange-Traded Funds = börsengehandelte Fonds), aber auch die Nachfrage nach Goldmünzen und -barren.
Was die Nachfrage dämpft
Dämpfend auf die Goldnachfrage hätten sich zuletzt die realen Zinsen etwa auf Sparbücher ausgewirkt. Ein wesentlicher treibender Faktor sei jetzt aber die erwartete Zinswende. „Ich glaube, Gold riecht quasi schon, dass die Zinsen sinken.“
Auf dem Anleihenmarkt könnten die Anleger nach drei schwachen Jahren nun wieder ansprechende Renditen erzielen, schilderte Stöferle das Umfeld für Investoren. Auf den Aktienmärkten hätten die großen Technologieunternehmen alles in den Schatten gestellt, während der breite Aktienmarkt in den USA mehr oder weniger seitwärts gegangen sei. „Was global gesehen, also nicht nur in Österreich, immer mehr zu bröckeln beginnt, ist das Betongold, sprich Immobilien.“ Das sei ein Faktor, der ebenfalls die Goldnachfrage stärken könnte.
Wer den Goldpreis diktiert
Diktiert werde der Goldpreis mittlerweile nicht mehr von der westlichen Welt. „Es sind ganz klar die Emerging Markets, die mittlerweile für einen Großteil der Nachfrage verantwortlich sind.“ China und Indien würden heute mehr als 50 Prozent der Nachfrage stellen. „Der Goldpreis wird immer mehr von Schanghai, von Mumbai und Dubai diktiert.“
Die Bedeutung kurzfristiger geopolitischer Entwicklungen sollte man nicht überbewerten, meint Stöferle. Krieg bedeute zwar meistens Inflation, niedrigere Zinsen und mehr Schulden, sei aber nicht der zentrale Preistreiber für Gold. „Die Motivation, Gold zu kaufen, sollte nicht sein, dass man auf Kriege spekuliert.“