Erst in der Vorwoche hatten die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS ihre – sehr durchwachsene – Winterprognose vorgestellt. Die heimische Wirtschaftsleistung werde demnach heuer um 0,8 bzw. 0,7 Prozent schrumpfen. Auch der Ausblick für 2024 fällt nicht rosig aus. IHS-Direktor Holger Bonin sieht im ZiB-2-Interview die Gründe für die nur sehr zaghaften Wirtschaftserholung u. a. in den hohen Zinsen, die insbesondere dem Bau stark zusetzen und auch in der Industrie für Investitionszurückhaltung sorgen. Ein Faktor seien zudem weiterhin die überdurchschnittlich hohen Energiepreise. Es zeige sich, dass Länder wie Österreich, die stark von russischen Energieimporten abhängig waren, zu diesem „Wachstumsrückstand“ führen.
Weitere Insolvenzen
Vor dem Hintergrund der Zinssituation halte er es für „nicht ausgeschlossen“, dass es zu weiteren Insolvenzen in der heimischen Bauwirtschaft komme. Dabei sei es aber am Gebäudesektor wichtig, „dass der Wohnungsneubau am Leben gehalten wird“. Hier hält Bonin es auch für sinnvoll, dass seitens der Politik im öffentlichen Wohnbau „Maßnahmen ergriffen werden“.
Eine Phase des Wohlstandverlusts sei bereits seit fast vier Jahren zu sehen, „wenn‘s gut läuft, dann sind wir Ende nächsten Jahres auf dem Stand vor der Krise, es kann aber auch noch ein Jahr länger dauern“, so Bonin.
Im Zusammenhang mit der noch immer hohen und auch nur langsam sinkenden Inflation in Österreich sieht Bonin in Maßnahmen wie dem Mietpreisdeckel und der Strompreisbremse eine Inflationsdämpfung von insgesamt rund 0,6 Prozentpunkten. In Summe würden u. a. die noch immer sehr hohen Energiepreise in Österreich sowie die hohe Gewichtung des Gastgewerbes im Verbraucherpreisindex für weiterhin hohe Teuerungsraten sorgen. Hier sei auch die Politik gefordert, „über eigene Ausgaben nachzudenken, die die Inflation treiben“. Er mahnt vor dem Hintergrund des hohen Staatsdefizits mehr Sparsamkeit ein.
8,4 Prozent Gehaltsplus im Handel
Die am Mittwochabend erfolgte Einigung auf einen neuen Kollektivvertrag im Handel bezeichnet der IHS-Chef als „guten Abschluss“. Mit durchschnittlich 8,4 Prozent Gehaltsplus liege er unter der rollierenden Inflation von 9,2 Prozent, die Einigung sei „den schwierigen Bedingungen im Handel gerecht geworden und der Branchensituation angemessen“, so Bonin.