Bom Kim ist nicht ganz so reich wie Amazon-Gründer Jeff Bezos. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ führt den Chef des südkoreanischen Onlinehändlers Coupang derzeit mit einem Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar auf Platz 345 der reichsten Menschen der Welt. Doch kurz vor Jahreswechsel ist Kim seinem Traum, wie Bezos ein globales Onlineshopping-Imperium aufzubauen, einen Schritt näher gekommen.

Coupang übernahm die weltweit bekannte kriselnde Luxusmodeplattform Farfetch aus London. Die Südkoreaner wollen mit Farfetch nun in den Modemarkt einsteigen und gleichzeitig die eigene globale Expansion stärken. Coupang-Gründer Kim sieht „eine enorme Chance, das Kundenerlebnis für Luxuskunden auf der ganzen Welt neu zu definieren“. Seine Aktionäre hingegen sind nicht ganz so euphorisch. Nach Bekanntgabe der Übernahme fiel der Aktienkurs von Coupang um fünf Prozent. Denn mit der Übernahme geht eine Kapitalspritze von 500 Millionen Dollar einher.

Zu viele Retouren

Farfetch war auf dem Höhepunkt seines Ruhms 21 Milliarden Dollar wert. Zuletzt waren davon nur noch 200 Millionen Dollar übrig. Das Geschäft litt vor allem darunter, dass viele Kunden die Bestellungen zurückschicken. Zudem versuchen viele Luxusmarken, ihre Abhängigkeit von Händlern zu verringern und stärker auf den direkten Kundenkontakt zu setzen. Den Großteil seines Umsatzes erwirtschaftet das 2010 gegründete Unternehmen nach wie vor auf dem Heimatmarkt.

Coupang ist auch in Indien und Singapur aktiv. Und 2022 startete es mit einem Onlineshop in Taiwan, einem Markt mit 24 Millionen Konsumenten. Da sich die Bevölkerung an der Westküste der Insel konzentriert, bietet der Markt gute Voraussetzungen für den Aufbau eines Liefernetzes, das mit der Liefergeschwindigkeit von Amazon mithalten kann. Laut Kim ist Coupang auf dem besten Weg, die am häufigsten heruntergeladene App in Taiwan zu werden. Mit der Übernahme wird die Expansion vorangetrieben. Allerdings muss sich noch zeigen, ob die Technologie- und Online-Affinität der Asiaten auch für teure Luxusmode gilt.