Trotz nachlassenden Preisdrucks will die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation wieder auf ihre Zielmarke drücken. „Wir sind erst zufrieden, wenn die Inflation nachhaltig auf 2 Prozent fällt“, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir haben nicht die geringste Absicht, unser Inflationsziel von 2 Prozent anzutasten.“

Die Währungshüter erwarteten, dass die Jahresteuerung schrittweise bis 2025 auf dieses Niveau sinke. „Wir haben also noch ein Stück des Weges vor uns und müssen sehen, wie schwierig die berühmte letzte Meile wird.“

Rekordzinsniveau von 4,5 Prozent

Die EZB hat ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation auf das Rekordniveau von 4,5 Prozent hochgeschraubt – zuletzt aber zweimal in Folge die Zinsen nicht mehr geändert. Die Verbraucherpreise in der Währungsunion legten im November nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.

„Natürlich sind die Preise immer noch höher als vor der Pandemie. Diesen Preisanstieg kann die Geldpolitik nicht ungeschehen machen“, sagte Schnabel. „Es wäre den Menschen ja nicht geholfen, wenn wir die Wirtschaft in eine jahrelange tiefe Rezession stürzen würden, nur um die Preise wieder auf das alte Niveau zurückzubringen.“

Bankgewinne unter Druck

Eine Erhöhung der sogenannten Mindestreservepflicht für Banken lehnt die Ökonomin ab: „Tatsächlich ist die Mindestreserve kein zielsicheres Instrument, um die Verzinsung der Überschussreserven zu kompensieren.“

Allerdings gehe die EZB davon aus, dass die Bankgewinne in Zukunft stärker unter Druck geraten werden, weil die Finanzierungskosten der Banken und die Kreditausfallrisiken stiegen, während die Kreditvergabe abflaue. „Deshalb wären die Banken gut beraten, die kurzfristigen Gewinne zu nutzen, um Verlustpuffer für die Zukunft zu schaffen.“