Als Ende Mai die Kika und Leiner-Filialen überraschend schnell den Besitzer wechselten und der Möbelhändler Insolvenz anmeldete, war dies der erste Vorbote der Signa-Turbulenzen, die bis heute weiter anschwellen. Die neuen Eigentümer – die Immobilien gingen an die Grazer Supernova-Gruppe um Frank Albert, den operativen Handel übernahm Hermann Wieser - schlossen 23 der 40 Filialen. Mit 17 Geschäften und 1951 Mitarbeitern wird seit Ende September der Neustart unter der Marke kikaLeiner geprobt. Im Süden blieben zwei Standorte in Graz mit 138 Beschäftigten, in Klagenfurt einer mit 58 Mitarbeitern. Eine Besonderheit weist Villach auf: Während Leiner dort Geschichte ist, wird das Restaurant mit sechs Angestellten fortgeführt.
Was das Geschäft bremst
Der langjährige Rewe-Manager Volker Hornsteiner (55) ist bei kikaLeiner für Vertrieb, Personal, Marketing und Kommunikation verantwortlich. In spätestens eineinhalb Jahren („Aber nageln Sie mich nicht fest“) soll der einstige Insolvenzfall in die schwarzen Zahlen segeln, doch der Gegenwind bläst Hornsteiner & Co. weiter hart ins Gesicht: die erlahmte Baukonjunktur, hohe Zinsen, Belastungen durch die Teuerung und vorgezogene Möbelkäufe während der Pandemie bremsen das Geschäft; gleichzeitig schadet Ex-Eigner Signa dem Ruf, „wir sind weiter brachial in den Medien“, so Hornsteiner. Dabei habe man sich komplett losgelöst, der Umstand, dass die Signa Holding von den angekündigten 20 Millionen Euro nur fünf Millionen in den kikaLeiner-Insolvenztopf beisteuerte, belastet die früheren Gläubiger (die wohl nur noch 5 Millionen aus der Signa-Masse sehen werden), aber nicht das laufende Geschäft. „Die Signa widerspricht auch komplett meinem Naturell“, sagt Hornsteiner, „ich bin für Klarheit, Transparenz und Offenheit.“
Was Hornsteiner aufbaut
In solchen Zeiten hält man sich an die erbaulichen Fakten: Das Weihnachtsgeschäft sei den Planungen entsprechend gelaufen, die meisten verbliebenen Mitarbeiter hielten kikaLeiner die Treue. Und auch bei den Kunden baue man wieder Vertrauen auf, das belegten etwa Anzahlungen für Möbelbestellungen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Dem laufenden Geschäft wenig dienlich war auch der Großabverkauf in den mittlerweile geschlossenen Filialen.
„Hunderte Optimierungsmaßnahmen“
Die Unternehmensführung selbst muss Hunderte Optimierungsmaßnahmen durchführen, sagt Hornsteiner – bis hin zu (erhofften) Millionen-Investitionen in die veraltete IT. Das oberste Prinzip sei jedoch das der Sparsamkeit, bei jeder einzelnen Ausgabe werde überlegt, ob sie notwendig sei. Die Zahl der Filialen sei hingegen als unterste Grenze gesetzt. Fix sei auch, dass man Vollsortimenter im Möbel- und Einrichtungshandel bleibe, die Zahl der Eigenmarken werde 2024 ausgedehnt. „Die Zielgruppe muss jünger werden“, sagt Hornsteiner. Dass kikaLeiner den Turnaround schafft, müsse auch ein Anliegen der Konsumenten sein, meint Hornsteiner, denn sonst käme es zu einer weiteren Konzentration des Möbelhandels.
„Das Fundament ist gelegt“
Die Integration von kika und Leiner sei weitgehend abgeschlossen, 99 Prozent des Sortiments deckungsgleich. Auf ein neues Branding wird wegen der Kosten verzichtet. Hunderte Verträge mit Lieferanten wurden nachverhandelt. Hornsteiner gibt zu, man sei „noch nicht über dem Berg, wir sehen aber Licht am Ende des Tunnels.“ Das Fundament für den Neuanfang sei gelegt, jetzt gehe es um strukturelle Themen in der Tagesarbeit, etwa Investitionen in Schulungen und Vertriebsmaßnahmen. Hornsteiner: „Je schneller wir Signa hinter uns lassen, umso besser – wir haben mit Benko nichts zu tun.“