Dass die Kärntner Anadi Bank ihr „klassisches Bankgeschäft“, also insbesondere ihre zehn Filialen in Kärnten, verkaufen möchte, ist seit Mitte 2022 bekannt. Die Käufersuche gestaltete sich herausfordernd, immer wieder wurde der Zeitpunkt nach hinten verschoben. Seit Donnerstagabend herrscht nun aber Klarheit. Die Grawe-Bankengruppe übernimmt „das Filialgeschäft, zehn Standorte mit allen rund 70 Beschäftigten, sowie ein ausgewähltes Finanzierungsportfolio im Bereich KMU- und Immobilienfinanzierungen“, bestätigt Christian Jauk, Vorstandschef der Grawe-Bankengruppe, im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Man schaffe „quasi eine Südachse vom Burgenland mit Wien über die Steiermark nach Kärnten“. Konkret werde die Abspaltung eines Teilbetriebs von der Anadi Bank in die Bank Burgenland angestrebt.

Das Closing, also der finale Abschluss der Übernahme, soll mit September 2024 erfolgen, nach Vorliegen aller vereinbarten Bedingungen sowie den aufsichtsbehördlichen Zustimmungen. „Mit rund 42.000 Kunden verdoppeln wir im Retail-Banking, die ein Geschäftsvolumen in Kärnten von in etwa 1,7 Milliarden Euro mitbringen“, so Jauk. Zur Grawe-Bankengruppe zählen neben der Bank Burgenland als Spitzeninstitut u. a. auch die Privatbank Schelhammer Capital mit der Direktbank Dadat sowie die Kapitalanlagegesellschaft Security KAG und die BK Immo. Hinzu kommt ein zehnprozentiger Anteil an der Postbank Bank 99. Anadi will nach dem Teilverkauf als reine Digitalbank agieren.

„Wir glauben auch an eine Zukunft für Filialen“

Eine konkrete Kaufsumme nennt Jauk nicht, hier sei Stillschweigen vereinbart worden. „Wir investieren vor allem Eigenmittel, die künftig von unserer Seite für das übernommene Geschäft vorgehalten werden müssen. Unsere Kapitalstärke ermöglicht diese Transaktion erst.“ Es sei geplant, die Mitarbeiterzahl weiter auszubauen. „Mit der Übernahme denken wir in erster Linie an ein Wachstum in einem guten Markt mit guten Kunden. Wir glauben auch an eine Zukunft für Filialen und daran, dass im Banking auch künftig ein verlässlicher Ansprechpartner vor Ort einen wichtigen Platz haben wird.“ Im Digitalbereich sehe man sich mit Dadat ohnehin gut aufgestellt.

„Geben das Geschäft in erfahrenen Hände“

Das Eigenkapital, die Banklizenz, rund 15.000 Kunden, rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine Bilanzsumme von rund 1,5 Milliarden Euro verbleiben in der Anadi Bank, heißt es in einer Aussendung. „Nach der Transaktion wird sich die Anadi Bank auf die Geschäftsbereiche Digital Banking und Public Finance, die beide weiterhin aus dem Headquarter in Klagenfurt betreut werden sowie auf das Corporate-Geschäft, das aus ihrem Wiener Büro betreut wird, fokussieren“, teilt die Bank mit. Christian Kubitschek, CEO der Anadi Bank, betont in einer Aussendung: „Mit der Bank Burgenland und der Grawe-Bankengruppe haben wir den besten Übernehmer für unser Filialnetz und den Großteil unseres KMU-Geschäfts gefunden. Wir geben das Geschäft in die erfahrenen Hände einer starken österreichischen Bank.“ 

Zentrale der Bank Burgenland in Eisenstadt | Zentrale der Bank Burgenland in Eisenstadt
Zentrale der Bank Burgenland in Eisenstadt
| Zentrale der Bank Burgenland in Eisenstadt © Bank Burgenland

Die Bank Burgenland stärke mit dieser Transaktion ihre Marktposition im Retail-Segment, also im Privatkundengeschäft, und setze damit auch österreichweit ein starkes Signal, ist Jauk überzeugt. Unter welchem Namen die jetzigen Anadi-Filialen in Kärnten künftig firmieren werden, sei noch nicht entschieden. „Zuerst startet die Phase der Genehmigungsverfahren sowie die wichtige IT-Migration, die bis nächsten September abgeschlossen sein sollten.“ Nach dem Closing komme man in Kärnten, der Steiermark, im Burgenland sowie in Wien auf insgesamt rund 91.000 Kunden in 23 Filialen.

„Logischer Schritt in einem sich konsolidierenden Markt“

Die Austrian Anadi Bank ist die frühere Österreich-Tochter der Hypo Alpe Adria und seit zehn Jahren unter britisch-indischen Eignern. Dass mit der Übernahme nun ein Teil jener Hypo Alpe Adria, an der die Grawe einst – bis zur damaligen Verstaatlichung – beteiligt war, zur Versicherungs- und Bankengruppe mit Sitz in Graz kommt, „mag einige überraschen“, so Jauk. Er betont: „Wer die Entwicklung der Grawe-Bankengruppe in den letzten Jahren verfolgt hat, wo etwa die Bank Burgenland vom ehemaligen Sorgenkind im Landesbesitz zu einer der stärksten regionalen Universalbanken in Österreich entwickelt wurde, sieht einen logischen Schritt in einem sich konsolidierenden Markt.“

Vertragsunterzeichnung | (v. l. n. r.) Berthold Troiß, Vorstand Bank Burgenland; Klaus Scheitegel, Generaldirektor und Vorsitzender des Vorstandes, Grazer Wechselseitige Versicherung; Christian Jauk, CEO Grawe-Bankengruppe; Christian Kubitschek, CEO Austrian Anadi Bank; Andrea Maller-Weiß, Vorständin Bank Burgenland; Ferdinand Wenzl, CRO/CFO Austrian Anadi Bank
Vertragsunterzeichnung
| (v. l. n. r.) Berthold Troiß, Vorstand Bank Burgenland; Klaus Scheitegel, Generaldirektor und Vorsitzender des Vorstandes, Grazer Wechselseitige Versicherung; Christian Jauk, CEO Grawe-Bankengruppe; Christian Kubitschek, CEO Austrian Anadi Bank; Andrea Maller-Weiß, Vorständin Bank Burgenland; Ferdinand Wenzl, CRO/CFO Austrian Anadi Bank © Werner Krug