An der Wiener Börse haben die Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI) und der Strabag am Mittwoch mit satten Kursaufschlägen von 12,8 bzw. 9,3 Prozent die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich gezogen. Über ihre Russland-Tochter will die RBI jenen 27,8-prozentigen Anteil an dem Baukonzern Strabag erwerben, den der russische Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat, teilte die RBI am Dienstagabend mit. Mit dem Deal will die RBI ihr Engagement in Russland weiter reduzieren.
Falls die Transaktion wie geplant ausgeführt werden kann, wäre dies nach Einschätzung der Erste-Group-Analysten sehr positiv für die RBI und der Aktienkurs könnte signifikant steigen. Der wichtigste Grund für diese positive Einschätzung der Erste Group ist, dass der Strabag-Anteil über die russische Tochter gekauft werde, welche seit dem Beginn des Ukraine-Krieg höchst profitabel sei, aber keine Gewinne an die RBI-Mutter in Österreich ausschütten darf. Der mögliche Kaufpreis wurde von Raiffeisen mit 1,5 Milliarden Euro beziffert.
„Von Deripaskas Gnaden“
Bevor der geplante Kauf von Oleg Deripaskas Aktienanteil (27,8 Prozent) an der Strabag durch die Raiffeisen über die Bühne gehen kann, gibt es noch viele Hürden zu überwinden. Nach Einschätzung des Interessenverbandes für Anleger (IVA) hängt auch viel an dem Willen des russischen Oligarchen selbst. Es sei ein Deal „von Deripaskas Gnaden“, sagte IVA-Chef Florian Beckermann am Mittwoch zur APA.
Denn die geplante Übertragung des Aktienpakets von der Raiffeisen Russland an die Raiffeisen Bank International (RBI) in Form einer Sachdividende bräuchte die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der russischen Behörden. Und das funktioniere nur, wenn Deripaska auch willens sei, diese Zustimmung in Russland zu erwirken, so Beckermann. „Das muss man in seiner Gesamtheit hinterfragen“, sagte Beckermann auch im Hinblick auf offene sanktionsrechtliche Fragen und Compliance.
Die RBI habe aber „viele Sicherheitsmechanismen eingebaut“, damit ihr im Falle eines Scheiterns des Deals kein Schaden bleibt. In ihrer gestrigen Aussendung wies die Bank mehrmals darauf hin, dass die Transaktion nur stattfinden könne, wenn alle Stationen in dem Deal diversen Due-Diligence-Prüfungen standhalten und alle beteiligen Behörden ihre Genehmigung erteilen.
Im Falle eines Erfolgs würde das Strabag-Aktienpaket mehrere Male den Besitzer wechseln. Zunächst muss die MKAO „Rasperia Trading Limited“, über die Oleg Deripaska seinen Anteil an der Strabag hält, das Paket wie geplant an die russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen. Sollte dieser Verkauf klappen und die Iliadis einer Due-Diligence-Prüfung der Raiffeisen standhalten, würde die Raiffeisen Russland die Strabag-Aktien dann von der Iliadis erwerben.