Über ihre Russland-Tochter will die Raiffeisen Bank International (RBI) jenen 27,8-prozentigen Anteil an dem Baukonzern Strabag erwerben, den der russische Strabag-Großaktionär Oleg Deripaska zum Verkauf gestellt hat. 1,5 Milliarden Euro sollen für insgesamt 28.500.000 Strabag-Aktien fließen, teilte die RBI am Dienstagabend mit. Die Durchführung des Erwerbs sei noch abhängig von mehreren Prüfungen sowie von Genehmigungen durch die Behörden.
Der Kauf des Aktienpakets würde über mehrere Ecken erfolgen. Wie bereits berichtet soll die MKAO „Rasperia Trading Limited“, über die Oleg Deripaska seinen Anteil an der Strabag hält, an die russische Aktiengesellschaft Iliadis JSC übertragen werden. Sollte dieser Verkauf erfolgreich sein und die Iliadis einer Due-Diligence-Prüfung der Raiffeisen standhalten, würde die Raiffeisen Russland die Strabag-Aktien dann von der Iliadis erwerben, sagte ein Raiffeisen-Sprecher zur APA.
In weiterer Folge wäre geplant, dass die Raiffeisen Russland die Aktien in Form einer Sachdividende an die RBI überträgt. Die RBI würde die Strabag-Anteile dann in Form einer langfristigen Kapitalbeteiligung an der Strabag behalten. Aber auch diese Transaktion benötigt zuvor eine Genehmigung der russischen Behörden.
„Engagement in Russland reduzieren“
Sollten alle Prüfungen und Genehmigungen erfolgreich sein, könnte der Deal im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein, schreibt die Bank. Die Bank will mit der Transaktion ihr Engagement in Russland reduzieren. Die harte Kernkapitalquote der Bank würde nach dem Deal inklusive Russland von 16,5 auf 16,4 Prozent sinken. Rechne man das Russland-Geschäft heraus, würde die Kernkapitalquote dagegen (14,4 Prozent) um 120 Basispunkte (auf 15,6 Prozent) ansteigen. Zu einem Ausstieg aus Russland schrieb die Bank, sie werde weiterhin an einer Abspaltung oder einem Verkauf der Raiffeisen Russland arbeiten.
Kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine war Deripaska im April 2022 von der EU auf die Sanktionsliste gesetzt worden. Die Dividendenausschüttungen an Deripaska hat der Baukonzern bereits eingefroren.
IVA-Chef: „Wäre Deal von Deripaskas Gnaden“
Laut dem Chef des Interessenverbandes für Anleger (IVA) Florian Beckermann muss der Deal hinterfragt werden, denn es hänge viel am Willen des russischen Oligarchen selbst. Es sei ein Deal „von Deripaskas Gnaden“. Denn die geplante Übertragung des Aktienpakets von der Raiffeisen Russland an die Raiffeisen Bank International (RBI) bräuchte die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der Behörden.
Strabag: „Wäre im Interesse der Gesellschaft“
Die Strabag äußerte sich am Dienstagabend positiv zu den Plänen der Raiffeisen. Es wäre „im Interesse der Gesellschaft“, wenn Deripaska bzw. die von ihm gesteuerte MKAO Rasperia Trading Limited aus der Strabag als Eigentümer ausscheiden würde, da die Beteiligung „mit Nachteilen für die Gesellschaft verbunden sei“. Es brauche jedoch eine genaue sanktionsrechtliche Prüfung des Deals.
Seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine versucht die Strabag sich immer mehr von Deripaska zu distanzieren. Im Sommer hatten die Aktionäre bei der Hauptversammlung einstimmig dafür gestimmt, den Anteil Deripaskas unter die Sperrminorität von 25 Prozent zurück zu drücken. Deripaska steht auf der EU-Sanktionsliste und bekommt daher keine Dividende der Strabag ausgezahlt und kann keine Stimmrechte seiner Anteile ausüben.