Die Netzentgelte für Strom und Gas werden mit 1. Jänner 2024 erhöht. Bei Strom beläuft sich das durchschnittliche Plus für Industrie, Haushalte und Gewerbe österreichweit auf etwa 11,25 Prozent. Die Gasnetzentgelte steigen im Schnitt um drei Prozent, teilt die Regulierungsbehörde E-Control. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das monatliche Mehrkosten von rund 2,70 Euro für die Strom- und 90 Cent für die Gasnetz-Entgelte.

Verantwortlich für die Erhöhung bei den Stromnetzentgelten ist vor allem die Inflation. Aber auch reduzierte Abgabemengen spielen eine Rolle. Die Abgabe an Endverbraucher ist 2022 um 2,4 Prozent unter anderem deshalb gesunken, weil angesichts der massiv gestiegenen Preise mehr Energie gespart wurde, so E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Die höheren Netzentgelte schlagen sich in allen Bundesländern nieder - nur im Burgenland und Oberösterreich sinken sie.

Ein Drittel der Stromrechnung

Die Netzentgelte machen etwa ein Drittel der Stromrechnung aus. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden (kWh) muss für 2024 mit einer Steigerung von etwa 11,23 Prozent rechnen, das entspricht Mehrkosten von 32 Euro jährlich bzw. 2,70 Euro monatlich.

E-Control-Vorstände Wolfgang Urbantschitsch, Alfons Haber
E-Control-Vorstände Wolfgang Urbantschitsch, Alfons Haber © APA / Foto Wilke/georg Wilke

„Hiobsbotschaft für Kärnten“

„Nachdem der Landesenergieversorger Kelag erst kürzlich trotz einer Verdoppelung des Konzernergebnisses die Strompreise massiv erhöht hat, kommt jetzt die nächste Hiobsbotschaft für den Wirtschaftsstandort Kärnten“, schimpft Kärntens Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl. „Die Netztarife sollen um 21,4 Prozent angehoben werden, obwohl sie im Österreichschnitt um nur 11,2 Prozent teurer werden.“ Mandl verlangt „von E-Control und Kärnten Netz die volle Aufklärung darüber, weshalb die Netztarife 2024 in Kärnten beinahe doppelt so stark steigen wie im Durchschnitt der Bundesländer“. Die Kärntner Wirtschaft bestehe auf „ein Ende der Benachteiligung und österreichweit einheitliche Stromnetztarife“.

Scharfe Kritik kommt vom Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer. „Die Erhöhung um 21,4 Prozent in Kärnten ist ein Skandal und ein weiterer brutaler Anschlag der SPÖ-ÖVP-Regierung auf die eigene Bevölkerung! Die Kärntner Landesregierung sollte sich schämen“, sagt Angerer, der Kaiser an sein „Wahlversprechen“ erinnert, „dass er für österreichweit einheitliche Stromnetzkosten sorgen werde“.

Goach: „Die Menschen schauen durch die Finger“

Und auch die Kärntner Arbeiterkammer empört sich. „Rechnet man einen Durchschnittsverbrauch eines Kärntner Haushaltes, sind das Mehrkosten von 63 Euro netto pro Jahr. Und das, obwohl die hohen Stromkosten derzeit die Haushalte ohnehin stark belasten“, sagt AK-Präsident Günther Goach, der ebenfalls für einen österreichweit einheitlichen Netztarif plädiert: „Eine Strompreisbremse federt zwar den reinen Energiepreis ab, aber durch die steigenden Netztarife ab Jänner 2024 schauen die Menschen erst wieder durch die Finger.“

Jürgen Mandl: „Die Wirtschaft verlangt österreichweit einheitliche Stromnetztarife“
Jürgen Mandl: „Die Wirtschaft verlangt österreichweit einheitliche Stromnetztarife“ © Peter Just/WKK

Auch bei den Gasnetzentgelten sind niedrigere Abgabemengen an Endverbraucher, höhere Investitionskosten und die Inflation verantwortlich für die Erhöhung. Hier machen die Netzentgelte ebenfalls rund 30 Prozent der Gasrechnung aus. „Für einen gasbeheizten Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden verteuern sich im österreichweiten Schnitt die Netzentgelte um drei Prozent bzw. 90 Cent pro Monat“, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber.