Historische Größe hat bereits die Pleite der Dachgesellschaft Signa Holding AG mit einem Schuldenberg von fünf Milliarden Euro. Diese Dimension könnte aber noch völlig in den Schatten gestellt werden, wenn demnächst auch die zwei wichtigsten operativen Gesellschaften Signa Prime und Signa Development in die Insolvenz geschickt werden dürften. Sie sollen ein Mehrfaches an Schulden aufgehäuft haben. Dieser Schritt könnte Insidern zufolge bereits diese Woche gesetzt werden.
Erst am Montagabend hatte der Sanierer Erhard Grossnigg dafür gesorgt, dass Vorstand Timo Herzberg aus beiden Unternehmen fristlos entlassen wurde. Die Aufsichtsräte unter dem Vorsitz von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer vollzogen den raschen Abschied. Die Begründung dafür liest sich so, als hätte Herzberg die berühmten „silbernen Löffel“ geklaut. Denn Herzberg wurde „mit sofortiger Wirkung außerordentlich und fristlos gekündigt“. Aus beiden Gesellschaften. Signa schreibt wörtlich: „Die Gründe für die Entlassungen sind ein dringender Verdacht auf grobe Verletzungen der Pflichten als Vorstandsmitglied.“ Nähere Angaben werden nicht gemacht. Kolportiert wird, dass er bei Geschäften innerhalb des Signa-Geflechts mitgeschnitten haben soll.
Der Parade-Sanierer übernimmt
Gusenbauer zufolge war die Verdachtslage „eindeutig und ließ den Aufsichtsräten keine andere Wahl“. Gerade in den herausfordernden Zeiten brauche es aber hundertprozentiges Vertrauen in die handelnden Personen und Geschlossenheit bei den Entscheidungen.
Die neue handelnde Person heißt seit eineinhalb Wochen Erhard Grossnigg. Österreichs Parade-Sanierer soll bereits so tief in das System Signa eingetaucht sein, dass klar ist, dass Benkos undurchsichtige Firmengeflechte nur durch die Insolvenz der beiden großen operativen Gesellschaften zerschnitten werden können. Dadurch soll der Weg frei werden, die Signa Prime und Development über Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung neu zu ordnen.
14 Milliarden Euro Verbindlichkeiten?
Die Immobilienwerte in den Gesellschaften sollen sich auf 20 Milliarden Euro belaufen. Angeblich stehen dem Verbindlichkeiten von 14 Milliarden Euro gegenüber. Wie belastbar diese Zahlen aus alten Bilanzen jetzt noch sind, ist völlig offen. Signa-Gründer Rene Benko soll als Akteur ohne Vorstands- und Geschäftsführerfunktionen das Immobilienimperium durch systematisch überhöhte Immobilienbewertungen und Querfinanzierungen innerhalb von hunderten Unternehmen aufrechterhalten haben.
Dass die Pleiten nur noch eine Frage von Tagen sein dürften, darauf weist eine Erklärung einer Signa-Firma in Luxemburg hin. Die Signa Development Finance hatte gewarnt, eine demnächst fällige Anleihe über 300 Millionen Euro wohl nicht zurückzahlen zu können. Weil die Signa Development in Wien – exakt heißt sie Signa Development Selection AG – für die Anleihe garantiert, gilt die Pleite als besiegelt.
Seit mehreren Wochen arbeiten große Teams in der Signa daran, für die Gesellschaften umfangreiche und belastbare Zahlen über Vermögen und Schulden zusammenzustellen. Das ist die wesentliche Voraussetzung dafür, wenn Grossniggs Plan halten soll, die Insolvenzen in Eigenverwaltung durchzuziehen. Dafür braucht er das Vertrauen der Insolvenzverwalter und Gläubigervertreter. Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung sollen alle Gläubiger 30 Prozent des Geldes, mit dem sie in der Pleite hängen, innerhalb von zwei Jahren wiederbekommen.