Zwei Großinsolvenzen in der Kärntner Photovoltaikbranche: Die Energetica Industries GmbH schlitterte bereits zum zweiten Mal seit 2021 in die Pleite. Die Verbindlichkeiten des Herstellers von PV-Modulen aus Liebenfels betragen 19 Millionen Euro, von der Insolvenz sind rund 120 Gläubiger und 94 Dienstnehmer betroffen, die erneut um ihre Stellen zittern müssen. Es handelt sich dabei um ein Konkursverfahren, meldet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV).
Erst 2021 wurde ein Sanierungsverfahren mit einem 20-prozentigen Sanierungsplan abgeschlossen. Ob der Sanierungsplan tatsächlich erfüllt wurde, konnte der AKV nicht bestätigen. Insolvent ist seit Donnerstag auch die 100-Prozent-Muttergesellschaft der Energetica, die Peak Power Holding GmbH. Diese verpachtete ihre Liegenschaften an die Tochtergesellschaften und ist mit 21 Millionen Euro verschuldet. In Summe haben diese beiden verbundenen Unternehmen also Verbindlichkeiten von rund 40 Millionen Euro.
„Nachhaltige, schlagkräftige Partnerschaft“
Gesellschafter sind die IRMA Investments GmbH – Eigentümer ist Martin Kurschel, der die damals insolvente Energetica Anfang 2022 übernommen hatte - und die Raiffeisen Beteiligungsholding GmbH der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich. Die Peak Power Holding war erst im Mai gegründet worden, damals kam die RLB OÖ an Bord und übernahm 50 Prozent. Noch im Juni war in einer Jubel-Aussendung von Investitionen, Modernisierung der Produktionsanlagen und einer vielversprechenden Wachstumsbranche die Rede – sowie einer „nachhaltigen, schlagkräftigen Partnerschaft“. Diese hat sich nun nach wenigen Monaten zerschlagen.
„Ruinöser Wettbewerb“
Energetica erklärt die erneute Pleite mit einer „ruinösen Wettbewerbskonstellation, die in dieser Form nicht zu antizipieren war.“ Die Warenlager der PV-Großhändler seien „übervoll“ mit Modulen aus chinesischer Produktion, die zu Dumpingpreisen auf den Markt geworfen würden. Daraus resultiere ein erheblicher Preisverfall. Die Nachfrage nach PV-Lösungen sei wegen der angespannten Lage bei Immobilien und Krediten gesunken, das habe die Lage für die PV-Branche in Europa weiter erschwert.
Außerdem sei Energetica im Februar 2023 „Opfer von hochprofessionell agierenden Betrügern“ geworden, die unter Benutzung gestohlener Identitäten mehrere Tausend Module ergaunert hätten und damit einen Schaden in Millionenhöhe ergaunert, heißt es in einer Aussendung.
„Engagement der RLB OÖ ist auszuschließen“
Eine Fortführung der Energetica wird angestrebt. Für die RLB Oberösterreich antwortet Pressesprecher Michael Huber auf Fragen der Kleinen Zeitung. Die renommierte Bank war ja erst vor wenigen Monaten bei Energetica eingestiegen. Wie viel Geld die RLB OÖ verliert, will Huber nicht sagen, er verweist auf das Bankgeheimnis. Man habe „bis zuletzt“ an möglichen Lösungen für eine Fortführung gearbeitet. Aufgrund der aktuellen Marktsituation und des unsicheren Ausblicks, sei ein zukünftiges Engagement „unsererseits derzeit auszuschließen“.
Raiffeisen habe Energetica vor dem Einstieg ausgiebig geprüft: „Die ersten Gespräche wurden bereits im Sommer 2022 mit den üblichen Prüfungen geführt.“ Parallel dazu habe man mit externen Beratern eine technische, finanzielle und eine rechtliche Due Diligence durchgeführt. „Die globale Marktentwicklung war in dieser Geschwindigkeit durchaus überraschend“, so Huber.