Bahnreisende müssen sich in Deutschland, aber auch in Österreich in der Vorweihnachtszeit auf Zugausfälle und Verspätungen am zweiten Adventwochenende einstellen. Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL hat am Mittwoch einen bundesweiten Streik von Donnerstag- bis Freitagabend angekündigt – das dürfte auch zu Ausfällen bei Verbindungen zwischen Österreich und Deutschland führen.

Der Ausstand soll im Güterverkehr ab 18 Uhr und im Personenverkehr ab 22 Uhr starten. Beendet wird er demnach Freitagabend um 22 Uhr.

„Wir gehen davon aus, dass weite Teile unserer Verbindungen nach Deutschland nicht geführt werden können“, sagte ein ÖBB-Sprecher zur APA. Man sei jetzt in Abstimmung mit den deutschen Kollegen, um festzustellen, welche Teile bestreikt werden. Bis morgen (Donnerstag) Mittag werde man detailliertere Auskünfte geben können, so der Sprecher.

„Unnötig und egoistisch“

Neben der Deutschen Bahn gilt der Ausstand auch für die Regionalzug-Betreiber Transdev, AKN Eisenbahn und die City-Bahn Chemnitz. „Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit, den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit zukommen zu lassen“, begründete die GDL den Streik. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler nannte den Ausstand unnötig und egoistisch. Er vermiese Millionen Menschen das Adventwochenende.

Verhandlungen abgebrochen

Die GDL hatte Ende November die Verhandlungen mit der Bahn abgebrochen und einen weiteren Streik angekündigt. Den Zeitpunkt nannte sie aber bisher nicht. Parallel hat die GDL eine Urabstimmung für einen unbefristeten Ausstand in die Wege geleitet, deren Ergebnis vor Weihnachten vorliegen soll. Über die Weihnachtstage will die GDL nicht streiken, hat den Zeitraum aber nicht genauer eingegrenzt.

Bahn-Verhandlungsführer Seiler zeigte sich enttäuscht: „Die Lokführergewerkschaft vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventwochenende.“ Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel sei verantwortungslos und egoistisch. Anstatt zu verhandeln und sich der Wirklichkeit zu stellen, streike die Lokführergewerkschaft für unerfüllbare Forderungen, sagte Seiler. „Das ist absolut unnötig.“

Elf Prozent mehr Lohn geboten

Die GDL fordert für Schichtarbeiter eine Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 35 Stunden pro Woche, dazu 555 Euro mehr im Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro. Die Bahn hat elf Prozent mehr Lohn und Gehalt bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von 32 Monaten geboten. Das hatte die GDL als völlig unzureichend abgelehnt.

Die Lokführergewerkschaft hatte bereits Mitte November einen 20-stündigen Streik bei der Deutschen Bahn gestartet. Die Bahn lehnt vor allem die verlangte Arbeitszeitverkürzung wegen der Knappheit von Arbeitskräften ab. Würde man die GDL-Forderung erfüllen, müssten 10.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden, was auf dem derzeitigen Arbeitsmarkt unmöglich sei.

Ausdehnung der Tarifverträge abgelehnt

Ebenfalls abgelehnt wird eine Ausdehnung der Tarifverträge der GDL auf weitere Sparten. Kerngebiet der GDL sind Lokführer und Zugbegleitpersonal. Laut Bahn verhandelt die GDL so für insgesamt 10.000 Beschäftigte. Dies sei auch gesetzlich so definiert, da die GDL in anderen Betrieben der Bahn keine Mehrheit hat. Für diese hat die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt.