Für WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik sind die laufenden Warnstreiks der Gewerkschaft „nicht hilfreich“ in der bereits angespannten wirtschaftlichen Lage der Betriebe. Von Warnstreiks würden ausländische Online-Riesen profitieren, sagte Trefelik zur APA. Die Arbeitgeber-Blockade bei den KV-Verhandlungen sei „nicht verständlich“, entgegnete GPA-Chefverhandlerin Helga Fichtinger am Freitag vor einer bestreikten Supermarktfiliale in Wien. Auch am Samstag gibt es Warnstreiks.

Nach vier ergebnislosen Verhandlungsrunden für einen neuen Handelsangestellten-Kollektivvertrag finden von Donnerstag bis inklusive ersten Adventsamstag österreichweit in mehr als 300 Handelsgeschäften Warnstreiks statt, in denen die Beschäftigten einige Stunden ihre Arbeit niederlegen. Bestreikt werden alle Branchen vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten.

Am Dienstag waren die Gespräche über einen neuen Gehaltsabschluss im Handel in der vierten Runde erneut gescheitert. „Wir sagen seit vielen Verhandlungsrunden, wir wollen einen sozial gestaffelten Abschluss“, so die GPA-Gewerkschafterin. Bis dato gibt es keinen neuen KV-Verhandlungstermin. Wenn nächste Woche kein Abschluss erzielt wird, könnte es weitere Warnstreiks am zweiten Adventsamstag geben. „Davon können Sie ausgehen“, betonte Fichtinger. ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann verwies auf den hohen Frauen- und Teilzeitanteil im Handel. „Während der Pandemie wurden sie beklatscht, jetzt will man ihnen aber nicht die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen.“

„Ritualisierten Kämpfe mit nächtlichen Sitzungen nicht mehr zeitgemäß“

In den Kreis jener Arbeitgebervertreter, die einjährige Abschlüsse hinterfragen und Kollektivverträge über längere Zeiträume abschließen wollen, stimmte indes auch der Präsident des Handelsverbandes ein. „Wer sagt denn, dass wir jedes Jahr den KV neu verhandeln müssen?“, fragt Stephan Mayer-Heinisch in der „Presse“. Jedes Erfolgsmodell komme einmal in die Jahre, moniert er zur Sozialpartnerschaft. „Ich glaube, dass diese ritualisierten Kämpfe mit nächtlichen Sitzungen nicht mehr zeitgemäß sind“, verweist er auf eine „schnelllebige Zeit“. Gegenüber Online-Giganten wie Amazon brauche es „endlich eine faire Besteuerung“. Bestehende Steuerschlupflöcher benachteiligten den stationären Handel, das schwäche Orte und Innenstädte.

Nominelle Pro-Kopf-Ausgaben werden sinken

Für das anlaufende Weihnachtsgeschäft will WKÖ-Handelsobmann Trefelik nicht den Optimismus verlieren. Die Regierung habe mit ihren Maßnahmen „die Kaufkraft erhalten“. Auch die Kälte und der Schnee seien „ein gutes Signal“ für den Mode-, Schuh- und Sportartikelhandel. Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will gibt sich weniger optimistisch. Laut einer aktuellen Handelsverband-Umfrage sollen heuer die nominellen Pro-Kopf-Ausgaben für Weihnachtsgeschenke um neun Prozent sinken. „Das ist besorgniserregend.“ Positiv für das innerstädtische Weihnachtsgeschäft seien aber die gut besuchten Weihnachtsmärkte als Frequenzbringer. Will appellierte an die Weihnachtsgeschenke-Shopper, lokal einzukaufen. „Wer regional kauft, sichert Arbeitsplätze.“