Die Wogen um das Öffnen oder Nichtöffnen der Geschäfte am 8. Dezember mögen sich äußerlich geglättet haben, doch polarisiert das Thema noch immer – fast 30 Jahre nach der gesetzlichen Regelung. 57 Prozent der Bevölkerung ab 16 findet, die Geschäfte sollten am Marienfeiertag geschlossen bleiben, erklärt das Institut für Handel, Absatz und Marketing der Uni Linz. Dieser Anteil schrumpft, 2022 sprachen sich sogar 74 Prozent für geschlossene Geschäfte aus.
„Das Schenken zu Weihnachten ist Teil unserer Kultur und nicht jeder wird Selbstgebasteltes schenken, für Konsumenten ist dieser Tag also ein Segen“, sieht es Handelsforscher Christoph Teller von der Uni Linz pragmatisch. Der heurige „Einkaufsfeiertag“ ist aus mehreren Blickwinkeln anders. Zum einen ist der Advent der kalendarisch kürzestmögliche, der erste vorweihnachtliche Einkaufssamstag fiel auf den 2. Dezember, der letzte fällt auf den Tag vor Heiligabend. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Dezember heuer um zwei verkaufsoffene Tage kürzer.
Heuer öffnen mehr Geschäfte
Für den Handel wird der 8. Dezember damit wichtiger – und anders als im Vorjahr rechnet der Handelsverband mit einer deutlich höheren Zahl an geöffneten Geschäften: 2020 und 2021 dämpften Lockdowns die Einkaufsfreuden, 2022 hatten sich wegen der Energiekrise und des Personalmangels überhaupt nur 35 Prozent der Einzelhändler entschlossen, am Marienfeiertag ihre Filialen zu öffnen.
Dennoch wird eine Reihe von Händlern auch in diesem Jahr die Geschäftstore geschlossen halten. Etwa die gesamte Rewe-Gruppe mit Billa, Billa Plus, Bipa und Penny – ausgenommen an jenen Standorten, wo eine Betriebspflicht herrscht. Auch Lidl schließt erneut am 8. Dezember, während Mitbewerber Hofer seine Filialen offenhalten wird, wie auch Interspar- und Eurospar-Filialen geöffnet sein werden, bestätigt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Es werden auch ausgewählte Spar-Märkte öffnen. Die Drogeriekette dm hält im Gegensatz zu 2022 diesmal am Marienfeiertag flächendeckend offen.
200 Millionen Euro Umsatz
„Ob Händler aufsperren oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Aber der 8. Dezember kann für den Handel nur dann zum Erfolg werden, wenn jeder das will“, betont Teller. Allzu viele Öffnungslücken „können insgesamt problematisch sein. Und die Öffnung muss vom Handel proaktiv kommuniziert werden“, rät er der Branche.
Teller rechnet am 8. Dezember mit 200 Millionen Euro Umsatz, das wäre ein „mäßig bis normaler Einkaufstag unter der Woche in der Vorweihnachtszeit“, der nicht an umsatzstarke Einkaufssamstage heranreiche. Die Kosten für den Handel sind an diesem Tag wegen der 100-Prozent-Zuschläge für die Beschäftigten außerdem die höchsten im ganzen Jahr, weshalb Rainer Will vom Handelsverband „dringend über Optimierungsmöglichkeiten“ nachdenken will. „Für den Handel ist das der teuerste Tag“, bestätigt Teller, „das muss man erst einmal verdienen. Andererseits braucht der Handel Umsatz und Absatz, um die Deckungsbeiträge zu erwirtschaften.“ In Summe geht das Linzer Institut heuer von 2,32 Milliarden Euro Weihnachtsumsatz aus, nominal wenig mehr als 2022. Teller spricht von einem „blauen Auge“ für den Handel, Weihnachten sei „krisenfest“.
Kommt es zur KV-Lösung?
Noch gibt es aber Unbekannte rund um den heurigen 8. Dezember. Der Konflikt um den Kollektivvertrag bedroht Stimmung und Geschäftserfolg. Rainer Trefelik, Chefverhandler in der Wirtschaftskammer, weiß um die Dringlichkeit einer Lösung, verweist aber mit „Jones“ auf die jüngste Pleite im heimischen Modehandel. „Das ist die Realität“, sagt der Spartenobmann und will sich unter den „volatilen Rahmenbedingungen“ auf keine Prognose einlassen.
Denn schließlich ist der 8. Dezember ein Freitag, es wartet also ein langes Wochenende. „Einer der größten Gegner des Handels am Feiertag ist die Freizeitwirtschaft“, sagt Teller. Für 57 Prozent der Bevölkerung gilt der Marienfeiertag als Familientag. Viel werde auch vom Wetter abhängen.