Der Riesenansturm, den wir Hafner noch zu Jahresbeginn erlebt haben, rein aus der Sorge der Menschen heraus, dass Heizen mit anderen Brennstoffen als Holz unfinanzierbar werden könnte, ist vorbei“, sagt der steirische Landesinnungsmeister der Hafner, Michael Kohlroser. Soll heißen: „Den Kunden ist mittlerweile klar, dass uns die Energieproblematik noch länger begleiten wird, sie akzeptieren jetzt auch die längeren Lieferzeiten.“ Aktuell können das durchaus drei bis vier Monate sein.
In Österreich kommen zum Bestand von derzeit rund 450.000 Kachelöfen seit Corona und der Energiekrise jährlich 12.000 neue Anlagen dazu. Davor pendelte die Zahl zwischen 8000 und 9000 Stück. „Die Nachfrage ist seit 2019 um mehr als 80 Prozent gestiegen“, berichtet der Leiter des österreichischen Kachelofenverbandes, Thomas Schiffert. Die Branche ortet ein Potenzial von rund 15.000 neuen Anlagen pro Jahr für die nächste Zeit. „Das Limit ist dabei, dass die rund 600 Hafnerbetriebe in Österreich nicht genügend Fachkräfte haben, um noch mehr zu bewältigen“, sagt Schiffert über die Branche, die in jüngster Vergangenheit auch wieder mit steigenden Lehrlingszahlen aufwarten kann.
Trend bei Sanierungen
Die Kundschaft der Ofensetzer fand sich einst gleichermaßen verteilt auf Neubau und Sanierung - „jetzt geht der Trend zur Sanierung, auch, weil weniger gebaut wird“, erklärt der Experte. Als Auftraggeber stark im Kommen sieht er die sogenannten „Letzteinrichter“, die etwa eine Abfertigung in die Sanierung der eigenen vier Wände stecken. Der durchschnittliche Preis für einen Kachelofen liegt schließlich, wie Schiffert sagt, bei 15.000 bis 20.000 Euro. In den vergangenen zwei Jahren seien die Preise inflationsbedingt um etwa 10 Prozent pro Jahr gestiegen, „davor waren sie konstant“. Dem Klischee, dass Kachelöfen nur etwas für „Reiche“ sind, entgegnet der Fachmann: „Die Kunden sind über alle Einkommensschichten gleichmäßig verteilt, es handelt sich schließlich um eine Investition fürs Leben, da kommt es nicht so stark auf die momentane finanzielle Situation an.“
Der Holzpreis ist eines der Hauptargumente für den Kachelofen-Kauf. Im Moment liegt er im Schnitt zwischen 130 und 150 Euro pro Schüttraummeter. „Trotz der Preissteigerung, die es auch hier gab, ist Holz noch immer die günstigste Art zu heizen – auch im Vergleich zur Wärmepumpe, wenn man den Strompreis mitrechnet“, sagt Schiffert mit Blick auf seine aktuellen Berechnungstabellen und ergänzt: „Seit der Energiekrise werden Kachelöfen immer öfter als Hauptheizung eingebaut und die Zentralheizung wird zur Zusatzheizung.“
Heizen und kochen
Auf Fragen nach der Umweltverträglichkeit antwortet er: „Kachelöfen sind verbrennungsoptimiert, hier geschieht im Forschungsbereich viel. Das funktioniert so gut, dass Kachelöfen heute mit österreichischen Umweltzeichen für gute Verbrennung ausgezeichnet sind.“ Zur Schwachstelle Nutzerverhalten merkt er an: „Die Betreiber werden vom Hafner ausführlich geschult.“
Zwei Trends zeichnen sich bei Kundenwünschen deutlich ab, wie es in der Branche heißt: Einerseits ist vermehrt die Kombination von Kachelofen und Kochstelle gefragt, andererseits kommt der Kachelofen immer öfter in Kombination mit einer Wärmepumpe zum Einsatz. Wenn es draußen sehr kalt ist, braucht die Wärmepumpe mehr (teuren) Strom, dann wird der Kachelofen aktiviert. In vielen Fällen ist auch die Blackout-Vorsorge ein Kaufargument.