„Luxus darf nicht im Weg stehen“, wird Markus Auerbach im Gespräch ganz beiläufig sagen. Punkt. Das Bayrische schimmert in der Sprachmelodie noch immer durch, die Wucht der Aussage wird so ein bissl abgefedert.
Auerbach, der Interieur-Designer, verantwortlich für das Innenleben des Autos, inklusive der ganzen Farben und den unendlich vielen Materialien. Es handelt sich um eine Schlüsselposition in einer Epoche des Autodesigns, in dem die Grenzen aufbrechen. Und sich die Marke Porsche neu erfinden muss, ohne die genetische Herkunft und die Wurzeln zu verlieren.
„Unser Luxus ist immer gepaart mit Funktionalität. Luxus muss seinen Beitrag leisten und den Job, den ich beim Autofahren habe, auch bestmöglich zu unterstützen. Das muss funktionieren.“ Freilich müssten Sitze so komfortabel wie möglich sein, aber der perfekte Seitenhalt sei genauso ein entscheidendes Kriterium.
Es geht um die Seele
Luxus, gut und schön. „Aber nicht jedes Material ist dabei aber für Porsche geeignet. Wir kommen aus einer Sportwagenschmiede. Es geht um die Seele des Sportwagens und, dass man diese Seele auch in jenen Autos spürt, die vielleicht vom reinen Sportwagen ein wenig weiter weg sind.“ Luxus und Komfort sollten deshalb sehr bedacht eingesetzt werden. Und die Technologie, am letzten Stand der Zeit, müsse immer dabei sein.
Die größte Herausforderung bleibt jedoch, dass die alten Gesetze nicht mehr gelten. Schwarzes Leder, vielleicht noch beige, klassische Farben: „Das war schon maskulin geprägt. Wir haben eben auch andere Märkte, die nicht so stark von dieser Sporthistorie geprägt sind, wie etwa China. Dort geht man an Farben und Details ganz anders ran“, so Auerbach.
Generations- und Geschlechterwechsel
Es findet ein Generationenwechsel genauso wie ein Geschlechterwechsel statt. In China ist der Porsche-Kunde Mitte 30, der Frauen-Anteil geht Richtung der 50-Prozent-Marke. „Alleine dadurch hat man eine ganz andere Generation im Auto. Die Männer der Generation mit 30, 40 Jahren lassen viel mehr Weiblichkeit zu. Man sieht es auch an der Mode, diese wird zunehmend androgyn.“ Brombeer, eine Farbe, die in Europa wenig Chancen hat, kommt in China zum Beispiel gut an. „Diese Entwicklung hat aber nichts mit feminin oder maskulin zu tun.“
Die Märkte sind einfach in Bewegung geraten. In zwei, drei Jahren, werden in den USA zum Beispiel mehr Frauen als Männer studieren, sie bekommen dann damit lukrativere Jobs und sind die Kundinnen von morgen. In Saudi Arabien, wo Frauen erst seit zehn Jahren ein Auto lenken dürfen, liegt der Porsche-Anteil bei 30 Prozent. In Kuwait bei 40! Daraus resultieren andere Zugänge und Perspektiven.
Worauf Männer und Frauen schauen
In so genannten Clinics haben sich die Porsche-Designer das genau untersucht. Dabei werden Testpersonen eingeladen, sich einfach ins Auto zusetzen, das Auto zu ergründen, zu spüren. Mehrheitlich schaut es je nach Geschlecht so aus: Der Mann steigt ein und stellt alles ein, vom Lenkrad bis zum Sitz, er klärt, wie alles funktioniert, was das Fahrzeug leisten kann, wie in einem Gym. Frauen fühlen und schauen, gehen nicht gleich in die Funktionsebene. Frauen prüfen eher die Materialien, und, was zu einem passt, wie in einem Wohnbereich. „Das ist echt interessant“, befindet Auerbach.
„Es geht aber insgesamt nicht um weiblich oder männlich, sondern um die Atmosphäre, die ein Auto in sich trägt“, analysiert Auerbach weiter. Grundsätzlich sei das Autodesign überhaupt progressiver geworden. Was früher nur ein Showcar gewesen wäre, findet heute auf die Straße. Porsche arbeitet sich hier an wichtigen Details (Vierpunkt-Licht vorne, Lichtbogen/Heck) ab, ohne der Kurzatmigkeit schneller Trends zu folgen.
Auerbach, abschließend: „Geschlecht, Alter, alles wichtige Parameter. Letztlich ist jedoch nur die Gesinnung entscheidend.“
Didi Hubmann