Die Lage des schwer unter Druck geratenen Immobilienkonzerns Signa blieb am Dienstag undurchsichtig, nur wenige verlässliche neue Informationen wurden öffentlich. Weder die Signa selbst, noch Restrukturierungsexperte Arndt Geiwitz, Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner und Chefaufseher Alfred Gusenbauer meldeten sich zu Wort.
Was wir wissen: Gesichert ist, dass die Zeit drängt, am Donnerstag ist eine Anleihe in Höhe von 200 Millionen Euro fällig, bis Jahresende muss die Signa-Gruppe sogar 500 Millionen Euro bereitstellen. Gespräche über eine Finanzspritze mit dem US-Hedgefonds Elliott laufen. Ausgang: ungewiss. Der erwartete Dominoeffekt mit Folgepleiten nach der Insolvenz der Signa Real Estate Management Germany blieb vorerst aus. Der intransparente Konzern mit seinen mehr als 1000 Einzelfirmen ist aber ins Wanken geraten, Experten rechnen damit, dass die Insolvenz bei Scheitern der Gespräche mit einem Finanzinvestor auf Holdingebene eingebracht würde.
„Impact gelassen sehen“
Bekannt ist auch, dass österreichische Banken mit einem Exposure (Kreditrisiken) von insgesamt 2,2 Milliarden Euro bei Signa involviert sind. Eine Entwarnung gibt Uniqa-Chef Andreas Brandstetter für die Versicherungsbranche. „Ich sehe derzeit keine relevanten Aspekte für die österreichische und europäische Versicherungswirtschaft“, so Brandstetter. Allerdings wäre Uniqa selbst betroffen. Konkret mit einer 2017 begebenen Anleihe über 80 Millionen Euro und einer Laufzeit von 30 Jahren. „Bislang wurde immer alles bedient“, betont der Uniqa-Boss am Dienstag. Ein Totalausfall würde den Uniqa-Gewinn um 25 Millionen Euro schmälern, die restlichen 55 Millionen Euro würden das Eigenkapital der Uniqa betreffen, wären also nach außen nicht sichtbar. „Es wird die Uniqa schmerzen, aber wir werden es sehr, sehr, sehr gut verdauen können“, erklärt Brandstetter. Der Präsident der Europäischen Versicherungswirtschaft sieht den „Impact auch für die österreichische Wirtschaft gelassen.“
Vermögen mehr als halbiert
Bekannt ist zudem, dass es bei Signa zu Anteilsverkäufen (z. B. Goldenes Quartier) und Gesellschaftrochaden kommt. So hat die „Familie Benko 2017 Zwei GmbH“ ihren Anteil von 11,5 Prozent an zwei Schweizer Aktiengesellschaften der Familie Eugster (Jura, Melitta, Miele) abgetreten. Nachvollziehbar ist auch der Vermögensrückgang von René Benko sein. Das Magazin Forbes beziffert Benkos Vermögen auf 2,55 Milliarden Euro, im Sommer waren es noch 5,4 Milliarden Euro.
Was wir nicht wissen: Der Informationsfluss seitens Signa ist de facto nicht vorhanden. Aussagen zur finanziellen Schieflage gibt es nicht. Im Dunkeln verlaufen auch die Bemühungen zur Abwendung der Insolvenz. Die Rolle von Sanierer Arndt Geiwitz ist unklar, angeblich soll er den Vorsitz des Signa-Beirates übernommen haben, laut verlässlichen Quellen wolle er diesen (sowie jenen im Signa-Komitee) erst einnehmen, sobald die Kapitalspritze aufgestellt ist. Sollte die Rechnung nicht rasch aufgehen, sind weitere Insolvenzen wohl unvermeidbar.